Rüsten
, [
1219-1220] verb. reg. act. welches, 1.
überhaupt, so wohl zubereiten, als auch die nöthigen Anstalten zu etwas machen,
bedeutet, in welchem Verstande es bey den ältern Oberdeutschen Schriftstellern
sehr häufig ist, und auch noch jetzt im Oberdeutschen gebraucht wird. Zum
Essen, zum Tische rüsten, so wohl die Speisen zubereiten, als auch den Tisch in
Ordnung bringen. Die Zimmer rüsten, die Meublen in Ordnung stellen, das Zimmer
reinigen u. s. f. Zum Feste rüsten, zu einem Schauspiele rüsten u. s. f.
welches lauter im Oberdeutschen übliche R. A. sind. Das Erdreich rüsten, in der
Schweiz, es pflügen, es zur Empfangung des Samens geschickt machen. Die Wolle
der Herde zur Arbeit zu rüsten, zuzubereiten, Geßn. Im Hochdeutschen gebraucht
man es am häufigsten, 2. in einigen engeren Bedeutungen. 1) Mit dem nöthigen
Geräthe zu etwas versehen. Er rüstete ihn mit köstlichem Geschmeide, Sir. 45,
10; wofür man doch lieber das zusammen gesetzte ausrüsten gebraucht. Sich zur
Reise rüsten. In noch engerer und gewöhnlicher Bedeutung, mit den nöthigen
Waffen, mit den nöthigen Vertheidigungsmitteln versehen. Im Oberdeutschen
rüstet man einen Soldaten, wenn man ihn so wohl mit dem Gewehre, als mit der
Montur versiehet. Im Hochdeutschen ist es als ein Reciprocum, von Staaten,
Kriegsheeren u. s. f. am üblichsten, die zu einem Kriege nöthigen Anstalten
vorkehren. Sich zum Kriege, zum Treffen rüsten. Sich wider jemand rüsten. Sich
zur See, zu Lande rüsten. Frankreich rüstet sich, aber man weiß nicht, wider
welche Macht, macht Anstalten zum Kriege. Ingleichen figürlich in der höhern
Schreibart. Widrigen Schicksalen ein mit Geduld gerüstetes Herz entgegen
stellen.
So groß ist nur ein Herz, was Lehren Gottes rüsten, Dusch.
2) Bey den Werkleuten ist rüsten absolute und als ein
Neutrum, ein Baugerüst machen. Morgen wird gerüstet. Wo man auch die
Zusammensetzungen aufrüsten, ein Gerüst aufbauen, abrüsten, es abbrechen u. s.
f. gebraucht. Im Bergbaue rüstet man, wenn das Gestell eines Haspels über den
Schacht gesetzet wird, welches in dieser Betrachtung auch überrüsten heißt. Im
Oberdeutschen scheinet es in noch weiterer Bedeutung für bauen überhaupt üblich
zu seyn. Wenigstens heißt es bey dem Opitz:
Hier pflegt in stiller Ruh der Sperling aufzurüsten.
Daher das Rüsten und die Rüstung,
S. das letztere hernach besonders. Anm. Bey dem Ottfried
rustan und girustan, für zubereiten, bereiten überhaupt, im Schwed. rusta.
Wachter sahe es sehr unwahrscheinlich als ein durch Versetzung des Buchstaben
aus dem Latein. struere gebildetes Wort an, Frisch aber leitete es von riesen,
in die Höhe steigen, sich erheben, her, welches in Ansehung der letzten engern
Bedeutung angenommen werden könnte, aber für die weitere zu enge ist. Das st
verräth nicht undeutlich ein Intensivum, da denn das Stammwort freylich reisen
oder reiten ist, welches hier entweder eine Bewegung überhaupt, oder im engern
und eigentlichen Verstande, eine mit Geräusch verbundene Bewegung bedeutet,
welche mit dem Rüsten und Zurüsten gemeiniglich verbunden ist. Im
Niedersächsischen ist Rufe so wohl Geräusch, als auch eine Menge mehrerer Dinge
ohne Wahl und Ordnung, und das Schwed. rusta bedeutet nicht nur rüsten, sondern
auch ein Geräusch machen, toben, brausen. Und hieraus läßt sich auch das
zusammen gesetzte entrüsten erklären, wo die Partikel ent einen Anfang
bezeichnet, wie in entbrennen, entstehen u. s. f. so daß sich entrüsten nichts
anders ist, als anfangen zornig zu werden, zu brausen. Reiten in bereiten, und
Geräth gehören, so wie richten in einigen Bedeutungen, gleichfalls zu unserm
rüsten, so wie das Arab. Rüst, eine Reihe, resed, rüst, ordnen, richten,
zunächst von reisen, sich in die Länge erstrecken, abzustammen scheinet.
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