Das Rind
, [
1117-1118] des -es, plur. die -er, ein
Wort, welches in verschiedenen Umfange der Bedeutung gebraucht wird. 1) Im
weitesten ist es ein allgemeines Nennwort derjenigen vierfüßigen Thiere, deren
Geschlechter man durch Ochs und Kuh bezeichnet, wo es diese Thiere ohne
Unterschied des Geschlechtes, des Alters u. s. f. bezeichnet. Abram hatte
Schaffe, Rinder, Esel, Eselinnen und Kamele, 1 Mos. 12, 16. Der Altar, darauf
du deine Schafe und Kinder opfert, 2 Mos. 20, 24. Die Stadt soll eine junge Kuh
von den Rindern nehmen, 5 Mos. 21, 3. Und so in andern Stellen mehr. Es ist
hier ein eben so allgemeines Wort als Pferd, Hund, Schaf u. s. f. Im
Hochdeutschen ist es für sich allein in dieser Bedeutung, die höhere Schreibart
etwa ausgenommen, wenig mehr üblich, obgleich die Zusammensetzungen
Rindfleisch, Rindvieh, Rindszunge u. s. f. dieselbe noch haben. 2) In einigen
Gegenden wird in engerer Bedeutung das männliche Individuum dieser Thiere, der
Ochs, das Rind genannt. Das Gemeinrind, der Zuchtochs, welcher der ganzen
Gemeine gehöret. 3) In noch andern heißt nur ein junger Ochs, welcher noch
nicht gearbeitet hat, ein Stier, Farr, ein Rind, und in einigen begreift man
unter diesen Nahmen auch eine junge Kuh, welche noch nicht gekalbet hat, eine
Färse, Mosche, Kalbe. Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried und Notker schon
Rind, und das es seit dieser Zeit nicht die geringste Veränderung erlitten, so
erhellet daraus dessen Alterthum, aber auch zugleich die Schwierigkeit, dessen
Abstammung zu bestimmen, zumahl da es in den verwandten Sprachen nicht
angetroffen wird. Vielleicht hat man dadurch die diesen Thieren eigene Stimme
ausdrucken wollen, welche wenigstens andern ähnlichen Benennungen das Daseyn
gegeben hat, da es denn zu rannen, reinen, schreyen, gehören würde.