1. Reiten
, [
1071-1072] verb. reg. act. welches nur im
Oberdeutschen üblich ist, wo es für rechnen gebraucht wird. Daher ist daselbst
die Reit oder Reitung die Rechnung, die Reitkammer die Rechnungskammer, der
Reitbeamte der Rechnungsbeamte, der Salzreiter, Hüttenreiter, Münzreiter u. s.
f. der Rechnungsführer oder Cassier bey einem Salzwerke, Hüttenwerke, einer
Münze u. s. f. von welchem einige auch im Hochdeutschen üblich sind.
S. Hüttenreiter. Anm. Im Oberdeutschen wird es
gemeiniglich mit dem dieser Mundart eigenen Doppellaute raiten geschrieben und
gesprochen. So fern dieses und die folgenden Zeitwörter insgesammt Nachahmungen
eines und eben desselben Schalles sind, sind sie auch Eines Ursprunges, ob sie
gleich sehr verschiedene Dinge bezeichnen. Reiten, rechnen, druckt zunächst den
Schall des Redens, und in engerer Bedeutung des Zählens aus, und ist mit Rede
und reden ursprünglich Ein Wort. Schon Ottfried gebraucht raitan für zählen,
und im Schwed. ist rada erklären. Eben so bedeutet das veraltete rechen ehedem
so viel als das davon abgeleitete sprechen, und in dem Intensivo rechnen
computare. (
S. dasselbe.) So fern man aber ehedem das Rechnen durch
gezogene Striche zu erleichtern pflegte, könnte reiten auch von dem vorigen
Reit, Reitel, so fern es jede Ausdehnung in die Länge, folglich auch eine Linie
bedeutet, abstammen. Die letzte Sylbe in hundert, ehedem hundaret, ist ohne
Zweifel aus diesem Rad, Ret entstanden, man mag es nun durch eine Zahl oder
durch einen Strich erklären.