Reden
, [
1013-1014] verb. reg. act. et neutr.
welches im letztern Falle das Hülfswort haben erfordert. 1. Im weitesten
Verstande, vernehmliche Laute hervor bringen, Laute, welche Zeichen der
Gedanken sind, hervor bringen, wie sprechen. Das Kind lernt reden. Einen
Papagey reden lehren. Der Stahr kann reden. Laut reden. leise, heimlich reden.
Durch die Nase reden. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, seine
Gedanken andern durch Worte, durch vernehmliche Töne bekannt machen. 1) Im
weitesten Verstande. Mit jemanden reden. Mit sich selbst reden. Von etwas
reden. Über etwas reden. Jedermann redet von der Sache. Wir redeten eben von
dir. Jemanden zu nahe reden, etwas zu seinem Nachtheile reden. Alles Gute von
jemanden reden. Ich habe kein Wort mit ihm geredet. Das Reden fällt mir schwer.
Unnütze Sachen reden. Rede mir nicht darein. Deutsch Französisch reden. Kurz
von der Sache zu reden. Das Beste von einer Sache reden. Ich habe ein Wort mit
dir zu reden. Davon wäre viel zu reden. Thiere redend einführen. Davon ist kein
Wort geredet worden. O, zu wem wollte ich davon reden! Gell. Auf jemanden
reden, im gemeinen Leben, ihm Böses nachreden. Auf etwas zu reden kommen.
Lassen sie doch vernünftig mit sich reden. Ich will mit ihm aus der Sache reden
besser, von der Sache. Die Wahrheit reden. Man redet stark vom Kriege.
Aufrichtig von der Sache zu reden. Die Sprache der Liebhaber, oder in der
Sprache der Liebhaber reden. Sie reden sehr wahr. In Schlafe reden. Ehe ich als
Vater ein Machtwort rede, Gell. Damit wir nicht eins in das andere reden. Die
Verzweifelung redet aus ihm. Jemanden etwas aus dem Sinne reden. Ingleichen in
verschiedenen figürlichen Redensarten. Er läßt mit sich reden, er nimmt
vernünftige Vorstellungen an. Jemanden nach dem Munde, (im gemeinen Leben nach
dem Maule,) reden, reden, was er gern höret. Einem das Wort reden, zu seinem
Besten reden, sein Bestes reden. Du hast gut reden. In den Wind reden,
vergeblich, ohne Wirkung bey andern. Jemanden ins Herz, ins Gewissen reden, ihn
durch Vorstellungen zu rühren, sein Gewissen rege zu machen suchen, und andere
mehr. 2) In engerer Bedeutung, eine Rede in der dritten engsten Bedeutung
halten, durch einen mündlichen Vortrag Überredung zu wirken suchen. Vor dem
Volke reden. Von einer Wahrheit reden. Den ganzen Tag reden. 3) Figürlich,
durch sichtbare Zeichen lebhafte Gedanken und Vorstellungen in andern erwecken.
Ein redendes Wapen, in der Heraldik, welches den Nahmen dessen ausdruckt, der
dasselbe führet. Ein redendes Bild, welches gleichsam zu reden scheinet, dem
Original vollkommen ähnlich ist. Die Sache redet selbst. Sanfte Freude redet
stets aus deinen Augen, Geßn. Die Unruhe und sein Verbrechen redeten aus ihm,
Gell. O, wie dankbar lehnt sie sich mit redenden Blicken an ihn an! Zachar.
Daher das Reden, statt des ungewöhnlichen Redung, obgleich solches in den
Zusammensetzungen üblich ist. Jemanden das Reden verbiethen. Viel Redens von
einer Sache machen. Anm. 1. Bey dem Ottfried und Kero vermittelst der
intensiven Endung -nen, redinon, rednen, wovon noch Redner abstammet, im
Niederd. reden, im Schwed. reda, im Isländ. röda, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - . Es ist eine unmittelbare Nachahmung
des durch Reden verursachten Lautes, daher es auch in andern Sprachen und
Mundarten von einigen besondern Arten des Redens gebraucht wird. Kero gebraucht
redinon für hersagen das Angels. raodan und Engl. to read bedeutet lesen, das
Schwed. reda zählen, rechnen, ehedem rechen, welches nur im Endlaute
verschieden ist, ingleichen erklären. Auch unser Rath und Rathen gehören
hierher, so wie reiten, equitare und praeparare, bereiten., ähnliche, obgleich
der Sache nach verschiedene Laute ausdrucken.
S. auch Rath, Rechnen u. s. f. Anm. 2. Reden und
Sprechen haben in der Bedeutung vieles mit einander gemein, (
S. das letztere, ingleichen Sagen, Plaudern, Schwatzen,
Klaffen, Klatschen, Plappern, Schmatern u. s. f. welche alle besondere
Arten des Redens bezeichnen, so wie die veralteten chosen, Franz. causer;
chedun, quedan, welches mit der letzten Hälfte in dem Lat. inquit und mit
citare, recitate, verwandt ist; und rachon, wovon unser rechnen abstammet. In
den gemeinen Sprecharten hat man noch eine Menge anderer Wörter, gewisse
besonders in das Gehör fallende Arten der Reden bezeichnen. So heißt durch die
Nase reden nieseln, im Nieders. nüffeln und schnüffeln; durch die Zähne reden,
im Nieders. slyren: verworren reden, wie ein Betrunkener, söllen,
wübbelwabbeln; langsam und zauderhaft reden, kaueln; langsam und gedehnt reden,
semmeln, dröhnen; mit heller schreyender Stimme reden, quieken, quietschen; mit
feiner Stimme die Worte lang ziehen, mit zugespitztem Munde reden, ziesken; mit
durchdringender Stimme reden, klönen; unanständig laut reden, kelsken, schrauen
im Hochdeutschen schreyen; schnell und unnütz reden, laffen, labbern, plappern,
koren, praten, pratein, im Schwed. ist prata reden überhaupt, Griech.
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hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ; im pfeifenden Tone
reden, pauen; mit hohlem Munde reden, pauken; heimlich, leise reden, nustern,
mustern, musseln, susseln, mumpeln, munkeln, im Hochdeutschen flistern und
raunen; in einem klagenden gedehnten Tone reden, schwögen; sehr geschwinde
reden, haspeln; geschwinde und unverständlich reden, rabbeln, und hundert
andere mehr. [
1013-1014]