2. Der Preis
, [
829-830] des -es, plur. die -e, 1.
Überhaupt eine Sache, welche der Willkühr eines jeden überlassen ist; wo es
aber nur noch indeclinabel und ohne Artikel in verschiedenen Redensarten üblich
ist, in denen es alles Ansehen eines Nebenwortes hat. Etwas Preis geben, es der
Willkühr eines jeden überlassen. Eine Stadt Preis geben, die den Soldaten zur
Plünderung überlassen. Sich den Lastern Preis geben, sich ihnen ohne Widerstand
überlassen. Wenn es niemand wagen will, sich dem Sturme Preis zu geben, so will
ich es thun, Gell. Sich der Gefahr Preis geben, sich in dieselbe wagen. Etwas
Preis machen, es Beute machen, als eine der Willkühr eines jeden überlassene
Sache sich zueignen; ingleichen, so wie Preis geben, der Willkühr anderer
überlassen. Es ging alles Preis, was da war. 2. In engerer Bedeutung, eine dem
Wetteifer anderer ausgestellte oder überlassene Sache, eine Belohnung, so fern
sie in einem Wettstreite dem Würdigsten zuerkannt wird. 1) Eigentlich. Einen
Preis auf etwas setzen, einen Preis aussetzen, ausstellen. Die Akademien und
gelehrten Gesellschaften pflegen jährlich gewisse Preise auszusetzen. Den Preis
davon tragen, erhalten, bekommen. Jemanden den Preis zuerkennen, zusprechen,
ertheilen, geben. Daher die Preisfrage, diejenige Frage, auf deren beste
Auflösung ein Preis gesetzet wird; die Preisschrift, diejenige Schrift, welche
den Preis erhalten hat, mit dem Preise gekrönet worden; zuweilen auch in
weiterer Bedeutung, eine Schrift, welche sich mit um den Preis bewirbt. Die R.
A. einen Preis auf jemandes Kopf setzen, gehöret gleichfalls hierher, kann aber
auch zu dem folgenden Worte des bestimmten Werthes gerechnet werden. Bey den
Ritterspielen, Turnieren, Kampfspielen und andern dem Wetteifer anderer
bestimmten Übungen werden gleichfalls Preise ausgesetzt und erhalten. 2)
Figürlich, eine jede Belohnung; in welcher Bedeutung es doch nur noch zuweilen
in der dichterischen Schreibart vorkommt, außer derselben aber veraltet ist.
Der Tugend Preis. Anm. Da dieses Wort in der ersten Bedeutung nie anders als
adverbisch gebraucht wird, so könnte man es hier füglich auch als ein Nebenwort
betrachten, und folglich mit einem kleinen Buchstaben schreiben. Allein es
scheinet ursprünglich ein wahres Hauptwort zu seyn, welches ein
Seitenverwandter von dem Franz. Prise (siehe Prise) und dem Lat. Praeda ist,
und mit denselben von dem veralteten reisen, nehmen, in den Monseeischen
Glossen ruzan, wovon unser reißen das Intensivum ist, abstammet. In Fausts
Limburgischer Chronik heißt Preisschiff ein erbeutetes Schiff, eine Prise. Im
Holländ. ist ruiten plündern. Sagt doch auch jedermann adverbisch, etwas Beute
machen, und nicht selten hört man auch, eine Sache Beute geben, für, sie Preis
geben. In der zweyten Bedeutung, wo es schon bey dem Stryker und seinen
Zeitgenossen Pris, im Schwed. gleichfalls Pris, lautet, wird es gemeiniglich zu
dem folgenden Worte gerechnet, von welchem es sich auch ohne großen Zwang würde
ableiten lassen, wenn nicht die hier angegebene Abstammung mehr
Wahrscheinlichkeit für sich hätte, indem der Begriff des Wetteifers hier
allerdings der herrschende zu seyn scheinet. Über dieß bestätiget die
verschiedene Schreibart in den verwandten Sprachen die Verschiedenheit in der
Abstammung. Der Preis in dieser Bedeutung heißt im Engl. Prize, der bezahlte
Werth Price, und das Lob Praise. Das Lat. Praemium und Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - sind von Preis in der zweyten
Bedeutung nur im Endlaute unterschieden. [
831-832]