3. Der Preis
, [
831-832] des -es, plur. die -e, ein
Wort, welches eigentlich die laute Rede, die laute Stimme, bedeutet, welches
aber nur noch in engerer Bedeutung üblich ist, das Lob, den Ruhm, das durch
Worte ausgedruckte Urtheil von den Vorzügen anderer zu bezeichnen. 1.
Eigentlich, wo es keinen Plural hat, und 1) im engsten Verstande des Urtheil
von den erhabenen Vorzügen anderer bedeutet, als eine Figur der lauten Stimme,
welche dieses Wort zunächst bezeichnet. Es saget in diesem Verstande mehr als
Lob und Ruhm, und ist in der biblischen und erhabenen Schreibart am üblichsten.
Herr, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft, Off. 4, 21. Mit Preis
und Ehre hast du ihn gekrönet, Ebr. 2, 7. Da er empfing von Gott dem Vater Ehre
und Preis, 2 Petr. 1, 17; obgleich die R. A. Preis empfangen, und die in andern
Stellen vorkommenden Preis geben, Preis opfern, außer der biblischen Schreibart
veraltet sind. Laß meinen Mund deines Ruhms und deines Preises voll seyn
täglich, Ps. 71, 8. Zum Preis (Preise) deines Volks Israel. Luc. 2, 32. 2) * In
weiterer Bedeutung, das Lob überhaupt, ein jedes ausgesprochenes Urtheil von
den Vorzügen anderer, in welchem Ver- stande es im Hochdeutschen veraltet ist.
Ehedem war davon auch der Gegensatz Unpreis für Verleumdung, Spott, üblich. 2.
Figürlich, der Vorzug, die Ursache und der Bewegungsgrund des Preises in der
vorigen Bedeutung. 1) Überhaupt, der Vorzug, der Werth, im Gegensatze des
veralteten Unpreises; gleichfalls ohne Plural.
Ir Pris kan so hohe strichen Vnd Vnpris so gar verjagen u. s.
f. Burkhard von Hohenfels.
Auf daß ich erzähle allen deinen Preis, Ps. 9, 15. Im
Hochdeutschen ist diese Bedeutung größten Theils veraltet, welche noch bey den
Dichtern der vorigen Zeiten häufig vorkommt. 2) In engerer Bedeutung. a) * Der
äußere Vorzug, und besonders der Zierath, der Schmuck; eine im Hochdeutschen
gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher es noch im Oberdeutschen von allen
zur Zierde und zum Schmucke gereichenden Dingen, und von der Zierde selbst
üblich ist. Im Angels. ist Präte der Schmuck, und bey den ältern Schweden pryda
schmücken. Es fließt in dieser Bedeutung mit dem ohnehin verwandten Pracht
zusammen, (
S. dasselbe.) Ehedem wurde die Sakristey bey den Kirchen
die Preiskammer genannt, ohne Zweifel, weil der Kirchenschmuck darin verwahret
wird, daher sie auch die Dreßkammer oder Treßkammer hieß. b) Der Werth, welchen
ein Ding im Handel und Wandel hat, der geforderte oder bezahlte Werth; in
welchem Verstande allein im Hochdeutschen auch der Plural gebraucht wird. Nach
dem Preise einer Waare fragen. Sagen sie mir den genauesten, den nächsten
Preis. Der Preis ist mir zu hoch. Ein hoher, theurer, niedriger, geringer,
billiger Preis. Den Preis setzen, machen, bestimmen. Von dem Preise etwas ab-
oder herunter lassen. Etwas für einen billigen Preis kaufen. Für den Preis mag
ich es nicht. Die Sache stehet jetzt hoch im Preise, sie stehet in einem hohen,
in einem niedrigen Preise. Der Preis der Waare steigt, fällt; die Waare steigt,
fällt im Preise. Den Preis einer Waare erhöhen, steigern. Ich gebe es um oder
für einen guten (billigen) Preis. Etwas an dem Preise abbrechen. Anm. In der
ersten Bedeutung des Lobes lautet dieses Wort im Schwed. Pris, und im Engl.
Praise; in der zweyten Bedeutung des geforderten oder bezahlten Werthes im
Schwed. gleichfalls Pris, im Franz. Prix, im Engl. Price, im Ital. Pregio und
Prezzo, und im Lat. Pretium. Allen Gründen einer gesunden Etymologie nach
druckt es ursprünglich den Schall des Redenden aus, so daß es mit Rede selbst
auf das genaueste verwandt ist, welches hier nur den gewöhnlichen Blaselaut zu
seiner Begleitung angenommen, und sein d in das verwandte s verwandelt hat. Im
Schwed. ist rosa, im Isländ. hrosa, bey den nördlichen Engländern reose, im
Schottländischen ruse, loben. Mit dem vorgesetzten Blaselaute war breiten,
präten, ehedem sprechen überhaupt. (
S. die Anmerkung zu Predigen.) Unser grüßen gehöret auch
zu diesem Stamme, und ist nur in dem Verschlage und intensiven ß statt des s
verschieden, so wie brausen und das Nieders. prusten, niesen, einen ähnlichen
Schall bedeuten. Luther scheinet Hiob 39, 20 mit dem Worte Preis den Begriff
eines ähnlichen Schalles verbunden zu haben, wenn er Gott von dem Rosse sagen
lässet: Kannst du es schrecken, wie die Heuschrecken? Das ist Preis seiner
Nasen, was schrecklich ist; wo es bey Michaelis heißt: befiehlst du ihm, den
Heuschrecken gleich zu springen? Sein prächtiges Wiehern ist Schrecken.
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831-832]