Das Nest
, [
469-470] des -es, plur. die -er,
Diminut. das Nestchen, Oberd. Nestlein. 1. Eigentlich, eine Haufe mehrerer mit
einander verbundener bey und neben einander befindlicher Dinge; eine nur noch
in einigen Fällen übliche Bedeutung. So pflegten die Bergleute, welche uns
überhaupt noch die erste und eigentliche Bedeutung so vieler Wörter erhalten
haben, einen Haufen in der Erde bey einander befindlichen Erzes ein Nest zu
nennen. Ein Erz bricht nesterweise, wenn es sich in solchen Haufen, deren Länge
der Breite ungefähr gleich ist, befindet. Die Stockwerke sind eine Art solcher
Nester. (
S. Niere,) welches Wort nur von kleinen Häuschen Erzes
gebraucht wird. Das Nest auf einem Frauenzimmerkopfe entstehet, wenn die
geflochtenen Haare oben auf dem Kopfe um die Nest- oder Nestelnadel geschlagen
werden, welche Art noch unter geringern Personen, besonders auf dem Lande,
üblich ist; die Nestel, das Haarnest, Zopfnest. Im gemeinen Leben wird es, doch
gemeiniglich nur im Scherze, von mehrern bey einander befindlichen Dingen
gebraucht, wo es aber auch zur folgenden Bedeutung gehören kann. 2. In engerer
und gewöhnlicherer Bedeutung ist das Nest ein von Reisern, Stroh, Moos und
andern weichen oder biegsam Dingen bereitetes tiefes Behältniß, welches sich
die Vögel und einige Arten von Insecten und vierfüßigen Thieren zu ihrem
Aufenthalte verfertigen, besonders aber ihre Jungen darin auszubrüten oder zu
werfen. 1) Eigentlich. Das Vogelnest, Katzennest, Wespennest u. s. f. Die Vögel
bauen sich Nester. Sprichw. Man kann es an dem Neste sehen, was für ein Vogel
darin wohnet. Zu Neste tragen, sagt man von den Vögeln, wenn sie die
Materialien zu ihrem Neste zusammen tragen. Das Nest ausnehmen, die darin
befindlichen Jungen oder Eyer heraus nehmen. Das Nest eines Raubvogels wird ein
Horst genannt. 2) Figürlich. (a) Die in einem solchen Neste befindlichen Eyer
oder Jungen. Ein Nest Vögel, Mäuse u. s. f. Das Raupennest, die in einem
gemeinschaftlichen Gespinste bey einander befindlichen Raupen. (b) Ein Haus,
eine Wohnung. Ein Mann, der kein Nest hat, Sir. 36, 28. Man gebraucht es nur
noch im verächtlichen Verstande, von einem schlechten elenden Haufe, oder einem
solchen Aufenthalte; besonders in den Zusammensetzungen Hurennest, Diebsnest,
Raubnest u. s. f. In eben diesem verächtlichen Verstande pflegt man auch wohl
ein festes Schloß, einen kleinen aber festen Ort, ein festes Nest zu nennen.
(c) Das Bett, doch nur im vertraulichen Scherze, Zu Neste gehen, zu Bette. Er
will nicht aus dem Neste, nicht aus dem Bette. Anm. Schon bey dem Notker Nest,
im Engl. Angels. und Nieders. gleichfalls Nest, im Schwed. Näste, im Wallis.
Nith, im Irländ. Nead, im Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , im Lat.
Nidus. Die Slavonischen Mundarten setzen noch den Hauch- und Gaumenlaut voran,
wie das Pohln. Gniazdo, das Böhm. Hnizdo, und das Krainerische Gnesdu. Es
stammet ohne Zweifel von nähen, so fern es überhaupt verbinden bedeutete, her,
zumahl da im Angels. nestan, im Schwed. nästa, und im Bretagnischen nezza
gleichfalls nähen bedeutet. (
S. Nestel, Netz und Nisten.) Die Niederdeutschen lassen
in diesem Worte ein scharfes geschlossenes e hören, wie das erste e in siehen,
die Hoch- und Oberdeutschen aber ein gedehntes offenes.
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