Der Nachbar
, [
363-364] des -s, plur. die -n, Fämin.
die Nachbarinn, eine Person, welche zunächst an uns wohnet, sich zunächst neben
uns aufhält. Personen, welche neben uns sitzen, oder ihre Zimmer neben dem
unsrigen haben, heißen in dieser Rücksicht unsere Nachbarn. Personen, deren
Häuser an einander stoßen, oder nicht weit von einander entlegen sind, heißen
Nachbarn. Mein Kirchennachbar, welcher in der Kirche neben mir sitzt. Auch
Personen, deren Grundstücke an einander gränzen, werden in dieser Rücksicht
Nachbarn genannt. Feldnachbarn, deren Felder an einander stoßen; in einigen
Gegenden Furchgenossen, so fern ihre Grundstücke nur durch eine
gemeinschaftliche Furche von einander geschieden werden. In noch weiterer
Bedeutung heißen in einigen Gegenden, z. B. im Meißnischen, alle Einwohner und
in engerm Verstande, alle mit Grundstücken ansässige Einwohner eines Dorfes,
Nachbarn, da denn dieses Wort auch wohl für Einwohner überhaupt gebraucht wird.
In jedem Dorfe sind dazu zwey ansässige Nachbarn zu bestellen, d. i. Bauern
oder Einwohner. Anm. Bey dem Stryker, in dem Schwabenspiegel und bey den
Schwäbischen Dichtern Nachgebur, Nachgepauer, bey dem Ottfried und Notker nur
Gebur, und mine Nahen, für meine Nachbarn.
Des muos ich vil dicke truren Bifroelichen nah geburen, der
wilde Alexander.
Im Nieders. Naber, Nauber, im Fämin. Naberske, im Engl.
Neighbour, im Angels. Neahgebure, im Schwed. Nabo, im Isländ. Nacbur. Es
stammet von nahe, nach einer harten hauchenden Aussprache, und bauen her, so
fern es ehedem auch wohnen bedeutet, und bedeutet eigentlich einen Nahewohner.
Notker umschreibet dieses Wort auch durch der uns kelegen ist, daher ist
gelegentlich bey ihm so viel wie nachbarlich. Winsbeck nennt seinen Nachbar min
Umbesetzen. [
365-366]