Mäßig
, [
99-100] -er, -ste, adj. et adv. 1. Von
Maß, die bestimmte Größe eines Dinges. 1) Dem Maße eines andern Dinges ähnlich,
doch nur im figürlichen Verstande, dem andern Dinge gemäß, ähnlich, so wie es
dessen Beschaffenheit, das Verhältniß zu demselben erfordert; in welcher
Bedeutung es doch nur allein im Zusammensetzungen üblich ist, wo die Sache,
welcher eine andere gemäß seyn soll, voran stehet. Pflichtmäßig, seiner Pflicht
gemäß, schriftmäßig, regelmäßig, gesetzmäßig, heldenmäßig, kunstmäßig,
rechtmäßig, zunftmäßig, bothmäßig u. s. f. der Schrift, der Regel, dem Gesetze
u. s. f. gemäß, mit demselben übereinstimmig, und in dieser Übereinstimmung
gegründet. Es leiden nicht alle Hauptwörter dieser Zusammensetzung, indem
einige die Ableitungssylben -haft, -isch und -lich hergebracht haben, daher man
dem Gebrauche folgen muß, ob es gleich nicht ganz verwehret ist, neue Wörter
dieser Art zu wagen. Alle, welche diese Zusammensetzung ertragen, leiden auch
Hauptwörter auf -keit. Die Regelmäßigkeit, Pflichtmäßigkeit u. s. f. 2) Von
Maß, ein bestimmtes Maß trockner und flüssiger Dinge. Ein mäßiger Krug, welcher
ein Maß hält. Ein viermäßiger Topf, welcher vier Maß hält. Ein im Hochdeutschen
fremder, oder doch nur in den gemeinen Sprecharten üblicher Gebrauch. 2. Von
Maße I. 1), das richtige Verhältniß der Größe oder Intension einer Sache. Dem
richtigen Verhältnisse gegen die Natur der Sache, gegen das Endzweck gemäß,
dasselbe beobachtend, und darin gegründet; im Gegensatze des übermäßig und
unmäßig. Mäßig gehen, laufen, tanzen. Sich mäßig freuen, mit Maße. Eine mäßige
Freude. Ein mäßiges Urtheil von sich selbst fällen. Wo doch in vielen Fällen
das Mittelwort gemäßigt üblicher ist, (
S. Mäßigen.) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung in
dem Genusse der Nahrungsmittel das richtige Verhältniß gegen ihren Endzweck
oder gegen die Gesundheit beobachtend, und in dieser Beobachtung gegründet.
Wenn der Magen mäßig gehalten wird, so schläft man sanft, Sir. 31, 23. Wer
mäßig isset, der lebt desto länger, Kap. 37, 34. Ein Bischof soll mäßig seyn, 1
Tim. 3, 2. Mäßig leben. Ein mäßiges Tractament. 2) Für mittelmäßig, das Maß des
Gewöhnlichen nicht übersteigend; im Gegensatze des übermäßig. Ein mäßiges
Vermögen haben, ein mittelmäßiges. Er ist nur mäßig groß. Wenn ihm diese Sache
nur mäßig gelingen sollte. Es ist heute nur mäßig warm. Anm. In der zweyten
Hauptbedeutung im Schwabenspiegel maezzig, bey den Schwäbisch. Dichtern
messelich, im Nieders. matelig, im Schwed. mattelig, bey dem Kero hingegen und
Ottfried mit einer andern Ableitungssylbe mezhafti, mezhafto. Das ohne Noth
verlängerte mäßiglich ist im Hochdeutschen veraltet.
S. Mäßigkeit. [
101-102]