2. Die Mandel
, [
45-46] plur. die -n, ein sehr
übliches Wort, eine Zahl von funfzehen zu bezeichnen. 1) Eigentlich. Eine
Mandel Eyer, Käse, Nüsse u. s. f. Wenn ein Zahlwort oder ähnliches Beywort
vorher gehet, so bleibt es im Plural, wie die meisten Wörter dieser Art,
unverändert. Sechs Mandel Garben, nicht Mandeln. Wie viel Mandel sind das? 2)
Figürlich, im Hoch- und Oberdeutschen, ein Haufen von funfzehen auf dem Felde
zum Trocknen aufgesetzten Getreidegarben, welcher in Niedersachsen eine Hocke,
und so fern er in manchen Gegenden aus zwanzig Garben bestehet, eine Stiege, um
Frankenhausen eine Gloge, im Trierschen ein Kasten, Kornkasten, im
Osnabrückischen ein Gast genannt wird. Und zündete also an die Mandeln samt dem
stehenden Korn, Richt. 15, 5. Boas legte sich hinter eine Mandel, Ruth. 3, 7.
Und haben so viele Altäre, als Mandeln auf dem Felde stehen, Hof. 12, 12. Anm.
In der ersten Bedeutung einer Zahl von funfzehen gehöret es vermuthlich zu dem
Worte Mand ein Korb, und in weiterer Bedeutung ein Gefäß, zu welchem auch das
Lat. Manns, so fern es zunächst die hohle Hand bedeutet, gehören kann; so daß
eine Mandel ursprünglich so viel Dinge Einer Art waren, als in einem gewissen
Gefäße Raum hatten, oder wenn man zunächst auf Manus und Manipulus siehet, so
viel als man in der Hand fassen konnte. Das mittlere Lat. Manna bedeutet
gleichfalls eine Hand voll. Im Oberdeutschen und selbst in einigen
Hochdeutschen Gegenden ist es in dieser Bedeutung ungewissen Geschlechtes, das
Mandel. Die zweyte Bedeutung kann so fern als eine Figur der ersten angesehen
werden, als wirklich funfzehen Garben zu einer Mandel gerechnet werden.
Indessen lässet sie sich auch füglich durch einen Haufen überhaupt erklären, da
denn dieses Wort zu 5. Mahl und Malter gehören würde, indem das n gar oft ein
müßiger Nasenlaut ist. Im mittlern Lateine bedeuten Mandualis einen Haufen, und
Molonus, Modolon, Modulum, Meta u. s. f. einen solchen Haufen Garben, und auch
unser Malter wird so wohl von einem Gefäße, als einem Haufen Holz von
bestimmter Größe, als endlich auch von einer Zahl von funfzehen gebraucht.