Lieben
Lieben,
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2057-2058] verb. reg. act. welches, 1.
eigentlich, mit der Hand streicheln bedeutet zu haben scheinet. In dieser
Bedeutung kommt es noch bey den Jägern vor, welche einen Hund lieben, wenn sie
ihn streicheln, und ihn ablieben, wenn sie ihn mit Streicheln von der Fährte
weglocken. Alberus in seinem 1540 heraus gegebenen Lexico erkläret das vorige
Diminutivum liebeln ausdrücklich durch streicheln, mulcere, palpare. "Den
Leithund lieben oder ablieben heißt: der Jäger nimmt den Leithund an sich
streichet mit flacher Hand ihm die Augen brav aus dem Kopf, patschelt oder
klopfet ihn sänftiglich an der rechten Seite am Hals und andern Flähmen, fähret
ihm mit der Hand sittsam über den Rücken" u. s. f. Carl von Heppe in der
practischen Abhandlung von dem Leithunde
S. 7. Bey dem Opitz ist zulieben schmeicheln, und
einlieben einschmeicheln. (
S. die Anmerkung.) 2. Figürlich. 1) Liebe zu oder gegen
etwas empfinden, im gemeinen Leben lieb haben, in allen drey Bedeutungen des
Wortes Liebe. Gott lieben. Ein Kind lieben. Er liebt den Wein gar sehr. Wüßtest
du, Phillis, wie sehr mein Herz dich liebt! Salomo liebte viele ausländische
Weiber 1 Kön. 11, 2. Das Mittelwort der vergangenen Zeit wird in der edlern
Schreibart auch häufig als ein Hauptwort gebraucht. Ein Geliebter, eine
Geliebte, eine geliebte Person, besonders für das niedrigere Liebster und
Liebste. 2) Neigung zu einer Veränderung empfinden, etwas gern thun, als ein
Neutrum, und nach dem Muster des Französischen aimer; ein in der Deutschen
Sprache fremder Gebraucht, welcher sich nur bey einigen Schriftstellern als
eine unzeitige Nachahmung des Französischen findet.
Viel Lieben von dem Strand auf einen hinzuschauen, Der in
Gewitters Noth die strenge See muß bauen, Opitz.
Schach Gebal war ein kriegerischer Fürst, aber er liebte
feine Leibwache schön geputzt zu sehen, Wiel. Das Hauptwort die Liebung ist nur
in den Zusammensetzungen üblich. Anm. Im Nieders. leeven, im Holländ. lieven,
im Angels. lufian, im Engl. to love. Im Krainerischen ist lubem ich liebe, und
im Böhm. libati küssen. Um der ersten Bedeutung willen ist es sehr
wahrscheinlich, daß es von dem veralteten Laf, die Hand, abstammet, und
eigentlich streicheln bedeutet. Die Niedersachsen haben davon noch das Zeitwort
leeven, welches nicht nur lieben, sondern auch geben bedeutet, und wovon unser
liefern abstammet.
S. dasselbe. Ehedem wurde es auch für belieben
gebraucht,
S. dasselbe. Im Schwed. ist ljufwa sich jemandes Liebe
oder Freundschaft erwerben. [
2059-2060]