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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Das Lager

Das Lager, [1869-1870] des -s, plur. ut nom. sing. von dem Lager einer Armee oder die Läger, von den Zeitwörtern liegen und legen. 1. Der Zustand, da ein Ding lieget, oder sich leget; nur in einigen einzelnen Fällen. In der Fechtkunst wird die Stellung eines Fechtenden das Lager genannt, weil er dabey gestreckt stehet, oder gewisser Maßen lieget. Die Einkehr und der Aufenthalt in einem Kloster auf dessen Kosten wurde ehedem häufig das Lager oder das Ablager genannt. Zu Lager gehen, sagt man in der Landwirthschaft von dem Getreide, wenn es sich vor allzu großer Fettigkeit des Bodens niederlegt, oder durch Platzregen niedergeschlagen wird, und in Niedersachsen kommt das Vieh zu Lager, wenn es in einem morastigen Boden stecken bleibt. Eine Krankheit, bey welcher man bettlägerig ist, wird häufig ein Lager oder Krankenlager genannt. Ein schweres Lager ausgestanden haben. Nach einem halbjährigen Krankenlager. S. auch Beylager und Einlager. 2. Der Ort, wo ein Ding liegt oder gelegen hat, besonders, wo es auf eine bequeme oder bauerhafte Art liegt. 1) Von leblosen Dingen. So wird die Grube, in welcher ein Stein, besonders aber ein Gränzstein liegt, dessen Lager genannt. In den Kellern bestehet das Lager aus starken viereckigen Bäumen, auf welchen die Wein-Bier-Öhlfässer u. s. f. liegen. Das Weinlager, Bierlager. ( S. auch Fülllager.) Bier auf das Lager brauen, um es hinzulegen, und alt werden zu lassen. ( S. Lagerbier.) Hundert Faß Wein auf dem Lager haben, im Keller. An den Feuermörsern ist der untere runde Theil, in welchem das Pulver zu liegen kommt, das Lager, zum Unterschiede von dem Fluge. In der Handlung ist das Lager oder Waarenlager derjenige Ort, wo eine oder mehrere Waaren im Vorrathe aufbehalten werden, wo es oft auch die darin befindlichen Waaren mit bezeichnet. Ein starkes Waarenlager haben. Eine Waare auf das Lager legen. Gute Waaren bleiben nicht leicht auf dem Lager liegen. 2) Von Thieren wird es so wohl bey den Jägern, als auch im gemeinen Leben von demjenigen Orte gebraucht, wo sie sich des Nachts zur Ruhe niederlegen, da die erstern nur denjenigen Thieren Lager zuschreiben, welche sich im strengsten Verstande niederlegen. Dergleichen sind die wilden Schweine, die Bären, Wölfe, Dachse, Biber, Hamster, Ottern, Luchse, Ratzen, Marder, Füchse, Hunde, Iltisse, Wiesel, Igel, Eichhörnchen, Feldhühner u. s. f. Von dem Hirsche ist, weil er mehr sitzet; Bett, Sitz und Ruheplatz, und von den Hasen so wohl Lager als Sasse üblich. Bey den Feldhühnern bedeutet dieses Wort auch diejenigen Hühner, welche sich zugleich mit einander niederzutuhn pflegen. Ein Lager Hühner. Den Pferden ein Lager von Stroh machen. 3) Von Menschen. (a) Der Ort, wo ein Mensch lieget, besonders wo er sich zur Ruhe hinlegt, heißt dessen Lager. Ein gutes, ein schlechtes Lager haben. Sich ein Lager machen. Auch das Bett, besonders in der höhern Schreibart, in welcher Bedeutung es in der Deutschen Bibel häufig vorkommt. Du hießest und zu deinem Lager kommen, um den letzten Segen zu empfangen. (b) Das Hoflager, der Ort des Aufenthaltes eines regierenden Herren, er halte sich nun für beständig, oder nur auf einige Zeit daselbst auf. (c) Derjenige Ort unter freyem Himmel, wo sich ein Kriegsheer auf einige Zeit unter Gezelten aufhält, in welcher Bedeutung es im Plural die Läger hat; das Heerlager, Feldlager, Kriegslager, ehedem Heriberga und Heristall. Das Lager abstechen. Oft auch mit Einschluß der auf diesem Platze befindlichen Gezelte. Ein Lager schlagen, oder aufschlagen, den Platz durch Aufschlagung der Gezelte zu diesem Aufenthalte zurichten. Das Lager abbrechen. Aus dem Lager rücken. Das Lager befestigen. Dem Feinde in das Lager brechen. Das Hauptlager, das Hauptquartier, derjenige Ort des Lagers, wo der commandirende General seinen Aufenthalt hat. 3. Mehrere über oder neben einander liegende Dinge; doch nur in einigen einzelnen Fällen. So werden die in der Erde befindlichen Erd- und Steinlagen auch häufig Lager genannt. Der Granit liegt in Bänken oder Lagern. ( S. Lage.) Auch der Bodensatz flüssiger Körper, besonders des Weines, Bieres und Öhles, welcher auch die Mutter heißt, ist unter dem Nahmen des Lagers bekannt. Der Wein schmeckt, riecht nach dem Lager. Das Bier auf dem Lager lassen, es auf den Hefen stehen lassen. Das Weinlager, Weinhefen, Bierlager, Bierhefen. Anm. Im Oberd. das Lager und Gelieger, bey dem Ottfried Legar, bey dem Willeram Luoger, im Engl. Leaguer, im Schwed. Läger, im Dän. Leyger. [1869-1870]
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