Die Lage
Die Lage,
[
1867-1868] plur. die -n, von den
Zeitwörtern liegen und legen. 1. Die Art und Weise, wie ein Ding liegt. 1)
Eigentlich. Den Grundbaum in die rechte Lage bringen. Der Stein hat keine gute
Lage, er liegt nicht gut. Ich kann noch nicht in die rechte Lage kommen, im
Bette. 2) In weiterer Bedeutung, die Art und Weise des Ortes eines Dinges, in
Beziehung auf den Ort anderer Dinge. (a) Von Körpern. Eine Stadt hat eine gute
Lage, wenn sie solche Dinge in der Nähe hat, welche zu ihrer Bequemlichkeit und
Sicherheit dienen. Ein Weinberg, der gegen Mittag liegt, hat eine gute Lage.
Der Mahler muß die Lagen durch ihre Gestalten wohl zu verbinden und zu
entwickeln wissen. (b) Figürlich, die Beschaffenheit der Umstände im Verhältniß
gegen andere; am häufigsten ohne Plural. Die zerrüttete Lage seines
Glücksstandes. Die Sachen haben eine verzweifelte Lage bekommen. In der Lage
meiner jetzigen Umstände. Wie viele gibt es nicht, denen ihre Lage in der Welt
mißfällt! 2. Eine Reihe mehrerer neben und auf einander liegenden oder gelegten
Dinge. 1) Überhaupt. Erst eine Lage Sand, dann eine Lage Steine, dann wieder
eine Lage Sand machen. Die Stein- und Erdlagen in den Bergen, welche auch
Flötze und Schichten genannt werden. Bey den Buchhändlern bestehen die rohen
Bücher aus Lagen, d. i. aus sechs bis acht in einander gelegten oder gesteckten
Bogen. Bey den Mahlern wird die auf Ein Mahl aufgetragene Farbe eine Lage
genannt. Eine Lage von Farbe geben. Franz. donner une couche. 2) Besonders. (a)
In Niedersachsen werden so viel ordentlich neben einander gestellte
Bienenstöcke, als Ein Mann abwarten kann, eine Lage, Lacht, oder Bienenlage
genannt. (b) Auf den Schiffen ist die Lage, Franz. Bordee, eine Anzahl Kanonen,
welche längst den beyden Seiten des Schiffes auf jedem Verdecke stehen. Ein
Schiff hat zwey Lagen, wenn es auf zwey Ver- decken Kanonen führet. Es hat
anderhalb Lagen, wenn das eine Verdeck nur halb mit Kanonen besetzt ist. In
einem andern Verstande werden oft auch alle auf der einen Seite des Schiffes
befindliche Kanonen und die Abfeuerung derselben eine Lage genannt. Einem
feindlichen Schiffe die ganze Lage geben, alle auf der einen Seite befindliche
Kanonen auf dasselbe abfeuern. Beyde Lagen geben, eine Seite nach der andern
abfeuern. Eine Lage aushalten. Anm. In der zweyten Hauptbedeutung, im Dän.
Schwed. und Isländ. Lag, im Engl. Lay. In den Zusammensetzungen Auflage,
Auslage, Anlage, Beylage, Niederlage, Unterlage, Wiederlage, Zulage, wo es von
legen abstammet, hat es noch andere Bedeutungen. In Verlag hat es mit
Veränderung des Geschlechtes auch das Schluß e weggeworfen. Ehedem bedeutet
Lage auch theils das Gesetz, theils aber auch, wie noch jetzt im
Niederdeutschen, Nachstellung, Hinterhalt. [
1869-1870]