Die Lauwine
Die Lauwine,
[
1951-1952] plur. die -n, ein nur in den
Schweizerischen Alpengegenden übliches Wort, eine von den Bergen herab fallende
Masse Schnee zu bezeichnen. Eine Schnee- oder Berglauwine, ein Klumpen Schnee,
welcher von den steilen Bergen rollt, sich im Herabfallen vergrößert, und oft
ganze Häuser und Dörfer bedecket, welche auch nur schlechthin eine Lauwine,
Lawine, und verderbt eine Lauine, Lähne, Lowinn u. s. f. genannt wird. Eine
Windlauwine, wenn sie von dem Winde los gerissen wird, oder auch schnell wie
ein Wind daher fähret, und auch Staublawine heißt, weil sie alles mit einem
Schneestaube bedeckt; zum Unterschiede von einer von einer Schlag- oder
Grundlauwine, welche nicht so geschwind daher fährt, aber alles zu Boden
schlägt, ja Bäume, Felsen und Berge mit aus dem Grunde reißet. Im mittlern Lat.
Lavanchia, Lauina, in der Dauphinee Lavange, in andern Französis. Gegenden
Avalange, Avalanche, in Savoyen Lavanche. Wohl nicht, wie Stumpf und nach ihm
Frisch glauben, von dem Oberdeutschen leinen, aufthauen, weil solche Lauwinen
am häufigsten bey dem Anfange des Thauwetters zum Vorscheine kommen, sondern
unstreitig von dem Lat. labi, fallen; daher die Lauwinen auch an einigen Orten
Schneeschlüpfen genannt werden. Schon Isdidor sagt: Lavina, lapsum inferens.
Und an einem andern Orte: Labina, eo quod ambulantibus lapsum inferat dicti per
derivationem a labe. Daher Labina im mittlern Lateine auch von einer morastigen
Gegend gebraucht wurde.
S. Murre.