1. Lassen
1. Lassen,
[
1911-1912] verb. irreg. neutr. welches
das Hülfswort haben erfordert, ich lasse, du lässest, er lässet, oder läßt;
Imperf. ich ließ; Mittelw. gelassen; ein äußere Gestalt haben, mit deren
Bestimmung, auf diese oder jene Art in die Augen fallen; doch nur als ein
unpersönliches Zeitwort, oder doch nur in der dritten Endung. Das läßt schön,
stehet schön, läßt sich mit Vergnügen ansehen. Das würde sehr possierlich
lassen, ein sehr possierliches Ansehen haben. Das läßt nicht für meinen Stand,
schicket sich nicht für ihn. Es läßt, als wenn es regnen wollte, es scheinet,
hat das Ansehen, (
S. Anlassen.) Ich möchte doch sehen, wie es dir läßt,
wenn du verzweifelst. Das läßt ihm sehr natürlich. Aber für mich läßt es ganz
wirthschaftlich, Gell. Auch selbst der Zorn läßt ihr noch schön. Wie läßt das?
was hat das für ein Ansehen? Ingleichen elliptisch, für gut lassen, in der
vertraulichen Sprechart. Das läßt ja nicht. Anm. Im Nieders. laten wo auch
Galaat das äußere Ansehen, die Gestalt ist, bey den Schwäbischen Dichtern
Gelesse. Man könnte dieses Zeitwort als einen elliptischen Gebrauch des
folgenden lassen, sinere, ansehen, und es durch sich sehen lassen erklären,
zumahl da es mit demselben auf einerley Art abgewandelt wird. Allein es ist
wahrscheinlicher, daß es von demselben ganz verschieden ist, und mit der
letzten Hälfte des Wortes Antlitz, zu gleißen, Licht, Glas u. s. f. gehöret. Im
Schwed. ist lita, im Angels. wlitan, sehen. In den verwandten Sprachen findet
sich von diesem Neutro auch das reciproke Activum, sich stellen, Engl. to
leeten, Isländ. laeta, Schwed. latas, latsa, welches Ihre von Lat, Later, die
Geberden, ableitet, ungeachtet beyde zu dem bereits angeführten
gemeinschaftlichen Stamme gehören. [
1911-1912]