2. Die Larve
2. Die Larve,
[
1909-1910] plur. die -n, aus dem Lat.
Larva. 1) In der Wapenkunst werden noch die Figuren auf den Helmen von einigen
Larven genannt. 2) In den bildenden Künsten ist die Larve ein gemahltes oder
geformtes menschliches Gesicht von dem ganzen übrigen Körper abgesondert. Große
Larven pflegt man daselbst auch Fratzengesichter zu nennen. Noch häufiger, 3)
ein nachgemachtes inwendig hohles Gesicht, welches man zur Verstellung seines
wahren Gesichtes vor demselben befestiget; die Maske, ehedem ein Schäm,
Schämbart, Schönbart, Butzenantlitz, Böckenantlitz, Joler, Mumme, im Nieders.
Scherbellenkorp, Sibillkenkopp. Daher der Larventanz, Ball en Masque. Jemanden
die Larve abziehen, auch figürlich, ihn seiner Verstellung ungeachtet nach
seiner wahren unlautern Art zu denken und zu handeln darstellen. Die Larve
wegthun, weglegen, aufhören sich zu verstellen. Unter der Larve der
Gleichgültigkeit seinen Begierden nachhängen, unter einer angenommenen,
verstellen Gleichgültigkeit. Ingleichen, doch gleichfalls nur im verächtlichen
Verstande, das Gesicht in Ansehung seiner Gestalt. Sie hat eine ganz hübsche
Larve. Ein Mädchen ohne Vermögen und ohne Rang - mit ein wenig Larve, aber mit
vielem Prunke von Tugend und Gefühl und Witz; Less. 4) Ein scheußliches
ungestaltes Gesicht, und eine Erscheinung mit einem solchen Gesichte.
Scheußliche Larven erscheinen, daran sie sich entsatzten, Weish. 17, 4. Im
mittlern Lateine werden die Nachtgeister häufig Larvae genannt. 5) In der
Naturlehre wird ein Insect vor der Entwicklung aller seiner Theile, d. i. so
lange es noch eine Raupe ist, eine Larve genannt, eine Raupe, als ein noch
nicht entwickeltes organisches Geschöpf betrachtet.