L
L,
[
1853-1854] der zwölfte Buchstab des
Deutschen Alphabetes, welcher der zweyte unter den Zungenbuchstaben ist, und
entstehet, wenn unter der Ausstoßung des Hauches der vordere Theil der Zunge an
die obere Reihe Zähne geleget wird. Er ist zugleich der erste unter den so
genannten flüssigen Buchstaben, welche von andern Halblaute genannt werden. Daß
er als ein solcher, wenn er am Ende einer Sylbe stehet, und folglich einen
gedehnten Selbstlaut vor sich hat, oft noch ein h annimmt, ist schon bey diesem
Buchstaben bemerket worden.
S. H 2. L und r, zwey sehr nahe verwandte Buchstaben,
werden in allen Sprachen sehr häufig mit einander verwechselt; eine Anmerkung,
welche bey der Ableitung der Wörter nicht aus den Augen gesetzet werden darf.
So sagen die Franzosen für Ulmus, Orme, die Italiäner, Franzosen und Deutsche
für Peregrinus, Pelegrino, Pelerin, Pilgrim, die mittlern Lateiner für
Herberge, Alberga, die Deutschen für Prunum, Pflaume, die Schweizer für Kirche,
Kilche u. s. f. Ja selbst im Hochdeutschen werden von einigen Balbier und
Barbier, Brocken und Blocksberg, Schrittschuhe und Schlittschuhe, Masern und
Maseln u. s. f. fast ohne Unterschied gebraucht.
S. auch die Endsylben -el, und -er, welche sehr häufig
für einander gesetzt werden. Es gibt Personen, ja ganze Völkerschaften, welchen
das r auszusprechen unmöglich ist, und diese pflegen alsdann gern ein l an
dessen Statt hören zu lassen.
S. Lallen. Da dieser Buchstab seiner Natur nach sehr
leicht auszusprechen ist, so schleicht er sich besonders im Niedersächsischen
sehr häufig in manche Wörter ein, ohne daß man einen andern Grund angeben kann,
als etwa die Annehmlichkeit der Aussprache. Man sagt daselbst Sadeltied, und
zusammen gezogen Saeltied für Sadetied, Saatzeit, Sieldöre, für Sieddöre,
Seitenthüre, Schadeltieb, Schaeltied, für Schadetied, Leichzeit u. s. f.