Der Korb
Der Korb,
[
1719-1720] des -es, plur. die Körbe,
Diminut. das Körbchen, Oberd. Körblein. 1) In weiterer und mehr eigentlicher
Bedeutung, ein jedes hohles oder tiefes Verhältniß; eine längst veraltete
Bedeutung, in engerem Verstande, ein solcher hohler mit Stangen oder Gitterwerk
eingeschlossener Raum, in welchem es nur noch in einigen einzelnen Fällen
üblich ist. Im Bergbaue ist der Korb das runde Gestänge um die Spindel am
Göpel, um welches sich das Seil legt; (
S. Göpelkorb.) An dem Gefäße der Reiter-Pallasche ist
der Korb ein mit der Muschel und ihren Stangen umschlossener Raum am Griffe,
die Hand des Reiters zu bedecken. Auf dem Schiffe ist der Mastkorb ein mit
einem Geländer umschlossener Gang oben an dem Maste. In Frankfurt am Main wird
die Todtenbahre der Leichkorb genannt, und in den Mühlen einiger Gegenden
nennet man auch den Rumpf den Korb, entweder so fern er ehedem wirklich ein
geflochtener Korb in der folgenden Bedeutung war, oder so fern auch dieses Wort
ehedem ein jedes Behältniß bedeutete, (
S. die Anm.) 2) In engerer und gewöhnlicher Bedeutung,
ein von dünnen Zweigen oder Ruthen, Draht u. s. f. geflochtenes Behältniß oder
Gefäß, es habe übrigens eine Gestalt welche es wolle. Einen Korb flechten. Ein
Korb von Weidenruthen, von Draht, von Binsen, von Rohr u. s. f. Von seiner
Bestimmung bekommt ein solches Gefäß verschiedene zusammen gesetzte Nahmen. Ein
Brotkorb, Wäschkorb, Handkorb, Armkorb, Tragekorb, Futterkorb, Käsekorb,
Maulkorb, Schanzkorb, Wagenkorb u. s. f. Im Bergbaue gebraucht man dieses Wort
auch im weiblichen Geschlechte, die Körbe, ein von Holzschienen geflochtenes
Behältniß zu bezeichnen, dessen man sich statt der Bergtröge bedienet, Erz und
Schutt darin fortzuschaffen. Hahn im Korb seyn, im gemeinen Leben, unter
mehrern das meiste Ansehen, die meiste Gewalt haben; eine von einem Hühnerkorbe
hergenommene Figur. Einen Korb bekommen, sich einen Korb holen, durch den Korb
fallen, bey einer Person, welche man zur Ehe verlangt, eine abschlägige Antwort
bekommen, und in weiterer Bedeutung überhaupt, eine abschlägige Antwort
erhalten; Im Schwed. fa korgen. Von der Person, welche diese abschlägige
Antwort gibt, sagt man, sie habe den Korb gegeben, oder geflochten. Man hat
diese figürliche R. A. auf verschiedene Art zu erklären gesucht. Wachter findet
eine Ähnlichkeit zwischen vergeblichen Bitten und Wünschen, und einem leeren
Korbe. Im neuen Büchersaale wird sie von einem Liebhaber hergeleitet, der
seiner Geliebte in einem Korbe Geschenke machen wollen, solche aber in
demselben wieder zurück bekommen. Hr. Storch leitet sie von den einigen Orten
üblichen Schandkörben her, in welche man die Gartendiebe sperret, und sie
hernach aus denselben in das Wasser springen lässet; oder von einem besondern
Gebrauche, da man ehedem solchen Personen, von welchen man einen ehelichen
Vertrag vermuthet, einen Korb hinter die Hausthür gesetzet. Diese letzte
Meinung ist die wahrscheinlichste, weil ähnliche Gebräuche noch wirklich
vorhanden sind. Wenn man in Dithmarsen einen Freyer vermuthet, der nicht
annehmlich ist, so stellet man in dem Hause der weiblichen Person gegen die
Zeit, da man ihn vermuthet, eine Schüppe oder Schaufel, um ihm den Antrag, und
den Verdruß der abschlägigen Antwort zu ersparen. Daher ist, eine Schaufel
bekommen, in Dithmarsen, und eine Schüppe bekommen, in einigen
Niedersächsischen Gegenden, so viel als einen Korb bekommen. In andern Gegenden
Niedersachsens sagt man auch, eine Kiepe bekommen. In Liefland setzet man einem
solchen Gaste, dem Hrn. Storch zu Folge, in eben dieser Absicht, bey der
Mahlzeit ein Gericht Schwarzsauer, d. i. mit dem Blute sauer gekochtes Fleisch
vor. Nach einer noch weitern Figur werden zu Nürnberg, dem Frisch zu Folge,
diejenigen Handwerker, welche bey dem Handwerke den Korb bekommen haben,
dasselbe aber dennoch treiben, Körbe und Korbbrüder genannt. Anm. In der
zweiten Bedeutung bey dem Ottfried Korb, bey dem Notker Chorb, im Nieders.
Korf, im Dän. Kurv, im Isländ. Körf, in Ital. Corba, im Franz. Corbeille, im
Lat. Corbis. Mit andern Ableitungslauten im Schwed, Korg, und in Baiern Kirm.
Es gehöret zu dem Worte Kahr, und bedeutet überhaupt ein hohles Gefäß, (
S. Kahr, 1. Karren und Geschirr.) Für -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , der Schooß, Meerbusen, sagten die
spätern Griechen -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - .
Übrigens hat man in den gemeinen Mundarten noch mehrere Wörter, einen Korb in
der zweyten Bedeutung zu bezeichnen, dahin die Oberdeutschen Kietze, Krätze,
Krechze, Reische, (
S. Reuse.) und das Nieders. Mande, Angels. Mand, Engl.
Maund, Franz. Manne, gehören. Siehe auch Benne und Behner. Körbe, worin die
Winzer in Franken den Mist in die Weinberge tragen, werden daselbst Kräben
genannt. [
1719-1720]