1. Die Klinge
1. Die Klinge,
[
1629-1630] plur. die -n, ein Wort,
welches sowohl den Begriff der Erhöhung, als auch den damit verwandten Begriff
der Vertiefung hat. 1) Der Höhe, in welchem Verstande es noch hin und wieder
einen Hügel bedeutet, besonders in den eigenthümlichen Nahmen mancher Örter,
Kaltenklingen, Klingenau u. s. f. Schon bey dem Ulphilas ist Hlaina, im Schwed.
Klint, Klett, und im Isländ. Klettur, ein Berg, Hügel; wohl nicht von klettern,
klimmen, Schwed. klaenga, weil man solche Örter hinan klettern muß, sondern
ohne Zweifel, so fern alle diese Wörter den Begriff der Verbindung haben, eine
Masse mehrerer mit einander verbundener Theile zu bezeichnen. (
S. Klunker.) 2) Der langen Vertiefung. Ein enges
zwischen Bergen gelegenes Thal; besonders im Oberdeutschen. Das Schloß liegt
auf einem Horn des Berges Blauen, da kommt man durch tiefe Klingen, Wurstisen
bey dem Frisch. Um Mittag kamen wir auf Höhen und hatten unter uns eine fast
tiefe und enge Klinge, Felix Faber, eben das. Gebirg, Klingen und wüste Wälder,
Hans Sachs. Ein Bach heißt bey dem Ottfried im männlichen Geschlechte ein
Klingo, bey dem Notker aber im weiblichen Chlinga. Die von starken Regengüssen
ausgerissenen Vertiefungen, besonders an abhängigen Orten, heißen im
Oberdeutschen Klingen, an andern Orten Schluchten. Die kleinen flachen Kanäle
fließenden Wassers, worin die Brunnkresse erzeuget wird, sind in Thüringen
unter dem Nahmen der Klingen oder der Klinkern bekannt, und in Franken heißen
die Gräben, welche das Wasser aus den Weinbergen ableiten, Klingen. Im Nieders.
ist Klinke eine Falte in der leinenen Wäsche, ingleichen ein winkeliger Schnitt
oder Riß, Klinkenmauern in Falten gelegte Ärmel, klingen, klinken, einklinken,
in Falten legen. Es scheinet in dieser Bedeutung mit dem Worte Klinse, Klunse,
eine Spalte, ein Riß, von klieben oder klaffen abzustammen; wo es nicht
vielmehr unmittelbar zu dem vorigen Worte gehöret, indem die meisten Wörter,
welche eine Höhe bezeichnen, auch eine Tiefe bedeuten; wie Wall und Vallis,
Bak, Deich und Teich, Damm, Kimme, Katze und viele andere mehr.
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1629-1630]