Kitzeln
Kitzeln,
[
1593-1594] verb. reg. act. Kitzel
verursachen. 1) Eigentlich, in der eigentlichen Bedeutung des Hauptwortes.
Jemanden kitzeln, durch Berührung gewisser empfindlicher Theile seines Leibes
diejenige Empfindungen in ihm hervor bringen, welche der Kitzel genannt wird.
Das Kitzeln nicht leiden können. Sich kitzeln, damit man lachen könne, sagt man
von jemanden, welcher ohne begreifliche Ursache lacht, oder sich zum Lachen
zwinget. Ingleichen unpersönlich. Es kitzelt mich, ich fühle diese Empfindung.
2) Eine hohen Grad der sinnlichen angenehmen Empfindung erwecken, gemeiniglich
im nachtheiligen Verstande. Was die Einbildungskraft auf eine feine Art reitzet
und kitzelt. Seine Geschmack kitzeln. Jemandes Ohren kitzeln, ihm Dinge
erzählen, welche er gerne höret.
Da kitzelt er sein Ohr mit richtenden Gewäschen, Günth.
In engerer Bedeutung, sich kitzeln, sich innerlich und
herzlich über etwas freuen.
Ein Spötter kitzle sich, ich gönn ihm seinen Wurm, Günth. Nur
Denker kitzeln sich bey andrer Schmach und Schmerzen, Haged.
Sich über etwas kitzeln, sich herzlich und innerlich darüber
freuen. Daher die Kitzelung, welche zuweilen für Kitzel gebraucht wird. Eine
angenehme Kitzelung empfinden. Anm. Im Oberd. kutzeln, daher es auch einige
Hochdeutsche kützeln sprechen und schreiben, in Boxhorns Glossen kichizolon, im
Nieders. kiddeln, in einigen Gegenden Englands to kittle, in andern tickle, im
Dän. kille und kildre, im Angels. citelan, im Schwed. kittla, im Franz.
chatouiller, im Lat. titillare, im Lettischen kutteht, im Finnländ. cutitus. Es
scheinet das Diminut. von getzen, in ergetzen zu seyn, wenn es nicht vielmehr
das Iterartivum oder Diminutivum von einem veralteten Zeitworte kiten, leicht
stechen, berühren, ist, weil doch die Empfindung des Kitzels eine Art eines
angenehmem Stechens ist. Das Engl. to tickle, kitzeln, ist gleichfalls das
Diminut. von tick, berühren, Nieders. ticken, woher vermittelst des
vorgesetzten Zischlautes unser stechen stammet. In Boxhorns Glossen wird
kizigusta durch angebat übersetzt, welches gleichfalls eine Art des Stechens
ist. [
1595-1596]