Die Kardätsche
Die Kardätsche,
[
1499-1500] plur. die -n, eine Art einer
Striegel, oder einer Bürste, in einigen gedoppelten Falle. 1) In der Hauswirth-
schaft, eine lange viereckige Bürste von Sauborsten, die Pferde damit zu
reinigen; im Böhm. Kartoc. 2) Bey den Wollarbeitern, ein auf einem Brete
befestigtes und mit vielen drähternen Häkchen versehenen Leder, die Wolle
dadurch zu ziehen, zu reinigen und zum Spinnen geschickt zu machen, ein
Wollkamm; wohin denn so wohl die Reiß- oder Brechkämme, die Kragen, Kragkämme
oder Krämpel, als auch die Scrubeln oder Streichen, und endlich auch die
Kniestreichen gehören. In engerer Bedeutung führet eine Art, welche noch klärer
als die Krämpel, aber etwas gröber als die Kniestreiche ist, den Nahmen der
Kardätsche. Anm. In der letzten Bedeutung ist es unstreitig aus dem Ital.
Cardasso, Cardassone, Scardasso, oder Franz. Cardesse entlehnet, und durch die
Holländischen Tuchmacher nach Deutschland gekommen. Das Ital. stammet von
Cardo, Distel, Carduus, ab, weil man sich ehedem der Distelköpfe dazu
bedienete, wie an einigen Orten noch geschiehet, (
S. Kardendistel.) Im Engl. lautet dieses Wort Card, im
Holländ. Kaerde, und in einigen Deutschen Gegenden auch nur Karde, vom Ital.
Carte, Franz. Carde, im mittlern Lat. Garda, im Schwed. Karda, in Liesland
Karst. Man muß dieses Wort mit dem in der Geschützkunst üblichen Kartätsche
nicht verwechseln, ob es gleich von vielen hart gesprochen und geschrieben
wird. [
1501-1502]