- Igen
- Igen,
[
1355-1356] eine Endung verschiedener
Zeitwörter, so wohl thätiger als mittlerer Gattung, welche aber nicht in allen
einerley Ursprungs ist. In predigen ist sie nach dem Lat. predicare gebildet.
In andern stammet sie von Bey- und Nebenwörtern auf ig her, wie in bändigen,
bändig machen, belästigen, beseligen, behelligen, beruhigen, beunruhigen,
demüthigen, einigen, bewerkstelligen, entledigen, erledigen, entübrigen,
erniedrigen, fertigen, ausfertigen, verfertigen, gewärtigen, heiligen,
huldigen, rechtfertigen, mäßigen, verewigen, zeitigen u. s. f. wo die
angehängte Endung en bald ein Machen, bald aber auch ein Seyn bedeutet. In
andern bildet sie Iterativa oder vielmehr Intensiva von andern Zeitwörtern.
Ängstigen von ängsten, befleißigen von befleißen, bekräftigen von bekräften,
besichtigen von besehen, beherzigen von beherzen, bezichtigen von bezeihen,
belustigen, erlustigen von belusten, erlusten, peinigen, bey dem Ottfried
pinen, nöthigen, im Theuerd. nöthen, reinigen, bey dem Kero und Ottfried
reinon, züchtigen, von dem veralteten züchten u. s. f. Nach dem Muster dieser
scheinet man in den folgenden Zeiten mehrere ähnliche Zeitwörter gebildet zu
haben, obgleich keine eigentliche Intension vorhanden ist; welches der mittlern
Oberdeutschen Mundart sehr gemäß ist, die durch Verlängerung der Wörter und
durch Häufung der Ableitungssylben immer Pomp und Nachdruck einzuflößen sucht.
Dergleichen sind abmüßigen, ankündigen, verkündigen, beeidigen, beerdigen,
beeinträchtigen, befriedigen, begnadigen, behändigen, einhändigen, aushändigen,
beleidigen, beköstigen, bestätigen, bewilligen, endigen, erkundigen, kreuzigen,
sättigen, sündigen, bey dem Kero noch sunton, theidigen u. s. f. Die einfachern
abmüßen, ankünden, beeiden, beerden, befrieden, begnaden u. s. f. kommen
insgesammt noch hin und wieder vor, ungeachtet sie im Hochdeutschen größten
Theils veraltet sind. Anm. Ganz neu ist diese Form nicht. Heiligen lautet schon
in dem Isidor heilegan, bey dem Notker geheiligeien, im Angels. halgian.
Indessen kommt sie doch in den ältern Zeiten nur sehr sparsam vor, besonders in
der Form eines Intensivi, welche erst in den spätern Zeiten gangbar geworden zu
seyn scheinet, daher sie auch im Oberdeutschen die alte einfachere Form nicht
ganz verdrängen können.