Der Irrthum
Der Irrthum,
[
1397-1398] des -es, plur. die -thümer. 1.
Als ein Concretum. 1) Eine Handlung, ein Fall, wo man auf eine unvorsetzliche
Art ein Ding für das andere nimmt, ein Versehen; in welcher Bedeutung der
Plural nicht üblich zu seyn scheinet. Einen Irrthum begehen. Es ist ein Irrthum
vorgegangen, 1 Mos. 43, 12. Der Irrthum rühret daher. 2) In engerer und
wissenschaftlicher Bedeutung, ein unrichtiges Urtheil, besonders so fern es aus
mangelhafter Erkenntniß herrühret; im Gegensatze der Wahrheit. Irrthümer
behaupten, vortragen, lehren. Einen Irrthum begehen. Auf einen Irrthum, in
einen Irrthum gerathen. Der Irrthum kommt daher. Einen Irrthum fahren lassen.
Jemanden zu Irrthümern verleiten. Ein Irrthum der Sinne. Lassen sie sich ihren
Irrthum benehmen. Jemanden aus dem Irrthume helfen. Ein grober Irrthum, wo man
die Wahrheit mit Wissen und Willen verläugnet. In groben Irrthümern leben. Die
biblische R. A. einen Irrthum machen, für begehen, ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich. 2. Als ein Abstractum, der Zustand, da man ein oder mehrere
unrichtige Urtheile fället, und in engerer Bedeutung, die Fertigkeit zu
unrichtigen Urtheilen; ohne Plural, und am häufigsten im theologischen
Verstande und in der biblischen Schreibart. In Irrthum fallen, gerathen. In
Irrthum stecken, wandeln. Anm. Bey dem Kero Irricheit, bey dem Notker Irridi,
im Tatian Irrido, im Nieders. Erdoom, Dwaling, Unraam. Dapper gebraucht dafür
die Ausdrücke Aberwahn, Mißwahn und Mißschlag.
S. -Thum. Die ehedem üblichen das Irr, und das Irrsal,
für Irrthum, sind veraltet. [
1399-1400]