- Ing
- Ing,
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1375-1376] eine Endsylbe verschiedener
Hauptwörter, deren Abstammung aber noch nicht in allen Fällen ganz ausgemacht
ist. Sie bedeutet, 1) Ein Land, ein Feld, eine Gegend; in welcher Bedeutung sie
nur noch in den eigenthümlichen Nahmen verschiedener, besonders Oberdeutscher
Länder und Örter, übrig ist, wo sie jetzt ingen lautet. Lotharingen, Lotharii
Land. So auch Thüringen, Tübingen, Kitzingen, Memmingen u. s. f. In Schweden
gibt es gleichfalls noch viele Nahmen der Örter auf - inge, und Frisch rechnet
auch die nahmen der Örter auf - in, wie Stettin, Cöslin, Lenin, Küstrin u. s.
f. dahin. Hier stammet sie ohne Zweifel aus dem Angels. und Mallisischen Inge,
ein Feld, her. Die Schweizerische Mundart verwandelt dieses -ingen gemeiniglich
in ikon; Pfeffikon für Pfeffingen, Vlikon für Vlingen. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß auch verschiedene Deutsche Hauptwörter auf ung gleichfalls
mit zu dieser Endung gehören, die man bisher irrig für Berbalia gehalten hat,
zumahl da die Endung ing auch in andern Fällen in ung übergehet. Dergleichen
sind z. B. die Waldung, eine waldige, mit Wald bewachsene Gegend, die Holzung,
eine mit Holz bewachsene Gegend, die Huthung, eine zur Huth, d. i. Weide,
bestimmte Gegend, die Feldung, ein Feld, die Freyung, eine befreyete Gegend,
die Stallung, eine mit Ställen bebauete Gegend, und andere mehr. Thie Heiminge
ist bey dem Ottfried das Vaterland, die Heimath. 2) Einen jungen Menschen, und
in weiterer Bedeutung, einen Sohn, einer Nachkommen, wo es mit Enkel noch zu
dem in Ober- und Niedersachsen üblichen Enke zu gehören scheinet. S. diese
Wörter. Die meisten dieser Wörter sind jetzt veraltet. Ein Edelknabe hieß bey
den Angelsachsen Aethiling, bey dem Ottfried Ediling, im Engl. Adeling. Kipping
bedeutete im Angels. des Rippi Sohn, Bryning des Bryn Sohn, Skiolding im
Schwed. Skiolds Sohn, und Yngling des Ynge sohn. Carls des Großen Nachkommen
sind in der Fränkischen Geschichte unter dem Nahmen der Caroliner, so wie
Meroväi unter dem Nahmen der Merowinger bekannt. Die Endung der Lat. Beywörter
auf inus. scheinet damit verwandt zu seyn. Wachter leitet es in dieser
Bedeutung von dem Wallisischen engi, gebären, her, welches denn auch das
Stammwort von Enke und Enkel seyn würde. Im Schwedischen gehet das ing hier oft
in ung über. 3) In noch weiterer Bedeutung, ein einzelnes Ding, ein Individuum
von der Art, welche das verstehende Hauptwort bedeutet. Der Häring, Lat.
Hal -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - c. Gelbing und
Gelbling, ein gelbes Ding, gelbes Their. Henning bedeutet im Nieders. einen
Hahn. Die Halsing ist bey den Jägern ein Halsband. S. auch die Rimming, der
Bücking, Niedrs. für Bückling u. s. f. In einigen gehet ing in ung über; wie in
Halsung für Halsing, Hornung u. s. f. In andern ist ig und ing nahe verwandt;
König, ehedem Röning, Honig, im gemeinen Leben Honing, Pfennig, im gemeinen
Leben Pfenning, Bottig, Botting u. s. f. Im Schwed. Gibt es auch, Abstracta auf
ing, Sanning, die Wahrheit, Faegring, die Schönheit, welche ehedem Sannind,
Faegrind lauteten. Siehe auch -ling, welche endung mit dieser genau verwandt
ist, und -ung. [
1377-1378]