Das Huhn
Das Huhn,
[
1307-1308] des -es, plur. die Hühner,
Diminut. das Hühnchen, Oberd. das Hühnlein, in der Oberpfalz Hinkel. 1.
Überhaupt, ein Geschlechtswort einer Art Vögel, welche einen kurzen runden
Schnabel haben, an welchem die obere Hälfte über die untere hervor ragt, und
die Nasenlöcher halb mit einer Haut bedeckt sind; wohin das Wälsche Huhn, das
Haushuhn, der Fasan, das Auerhuhn, das Birkhuhn, das Haselhuhn, das Repphuhn,
und in der Naturgeschichte auch der Pfau und die Wachtel gerechnet werden. Im
gemeinen Leben wird auch eine Art Taucher in weiterer Bedeutung, das
Wasserhuhn, wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt, mit zu den Hühnern
gerechnet. Wenn aber in den Benennungen Berghuhn, Sterbehuhn, Leichenhuhn, eine
Art Eulen mit diesem Nahmen beleget wird, so ist derselbe, wie schon Frisch
vermuthet, wahrscheinlich aus Huhu verderbt; (
S. Uhu,) Übrigens ist Huhn in dieser ganzen Bedeutung
ein allgemeiner Ausdruck, welcher das Geschlecht unentschieden lässet. Soll
dieses näher bestimmt werden, so wird das männliche der Hahn und das weibliche
die Henne genannt. Zu den Auerhühnern gehöret der Auerhahn und die Auerhenne,
zu den Birkhühnern der Birkhahn und die Birkhenne, zu den Haselhühnern der
Haselhahn und die Haselhenne u. s. f. Zuweilen bezeichnet Huhn aber auch bey
den Jägern das weibliche Geschlecht, im Gegensatze des Hahnes. Das Wälsche
Huhn, Indianische Huhn, Türkische Huhn, oder Calecutische Huhn,
S. Calecut. 2. In engerer Bedeutung. 1) Bey den Jägern
werden die Repp- oder Feldhühner nur schlechthin Hühner genannt.
S. Hühnerbeitze, Hühnerfänger, Hühnerhund u. s. f. 2) In
der Hauswirthschaft sind die Haushühner, welche sich durch eine nackte glatte
Backenhaut von den übrigen Arten unterscheiden, unter dem allgemeinen Nahmen
der Hühner bekannt. Wo es denn wieder theils eine allgemeine Benennung ist,
welche das Geschlecht unbestimmt lässet. Hühner halten. Den Hof voll Hühner
haben. Junge Hühner. Theils aber auch nur von dem weiblichen Geschlechte für
Henne gebraucht wird, besonders in denjenigen Fällen, welche nun allein von dem
weiblichen Geschlechte gesagt werden können. Die Hühner fangen an zu legen.
Hühner zum Brüten ansetzen. Sprichw. Klage Hühner legen auch in die Nesseln,
kluge Leute fehlen auch. Ein gekochtes Huhn, weil man alte Hähne nicht leicht
zu kochen pflegt. Hingegen, wenn man ein junges Huhn oder ein Hühnchen kocht,
so kann solches so wohl ein junger Hahn, als eine junge Henne seyn. Wir haben
noch ein Hühnchen mit einander zu pflücken, figürlich, wir haben noch ein eine
unangenehme Sache mit einander abzuthun. Das verlorne Huhn, ein Gericht von
Erbsen, Türkischen Bohnen, Wurzeln, Speck, Wurst und einer braunen Brühe. Anm.
Schon Ottfried nennet einen Hahn thaz Huan. Der Plural Huner und Hunre kommt so
wohl im Schwabenspiegel als bey dem Stryker vor. Für Hühnlein im Plural sagt
Notker Huonichliu. Im Nieders. lautet dieses Wort Hoon, im Dän. Höns, im
Schwed. Höns, wo es gleichfalls beyde Geschlechter unter sich begreift. Es
stammet mit Hahn und Henne aus Einer Quelle her. In einem alten zu Ende des
15ten Jahrhundertes in Augsburg gedruckten Vocabulario wird Gallus durch Haen,
Gallina durch Henne, Pullus aber durch Hoen übersetzt. Es scheint, daß man
ehedem mehr junge Vögel im Oberdeutschen Hühnlein genannt. In einer alten
Deutschen Bibel aus dem 15ten Jahrhunderte heißen die jungen Raben Ps. 146 die
Hühnlein der Raben. In Westphalen heißt ein junges Huhn Pulle, welches mit dem
Lat. Pullus überein kommt. Ganz junge Hüh- ner, welche noch nicht die gehörigen
Federn haben, werden Küchlein genannt. [
1307-1308]