2. Höflich
2. Höflich,
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1245-1246] -er, -ste, adj. et adv. nach
Art der Hofleute, doch nur in dem Betragen gegen andere. 1) Geneigt, Fertigkeit
besitzend, andern in seinem Betragen gegen sie, Achtung zu erweisen, sein
Urtheil von ihren Vorzügen thätig zu beweisen, und darin gegründet; im
Gegensatze des grob. Ein höflicher Mensch. Die Chineser sind ein höfliches
Volk. Viele junge Leute sind auf eine sehr ungeschickte Art höflich. Ein eitler
Mann ist zwar höflich, aber nie bescheiden, Less. Gar zu höflich ist halb grob.
2) In engerer Bedeutung, geneigt und Fertigkeit besitzend, in der thätigen
Erweisung seiner Hochachtung gegen andere den nöthigen Unterschied zu
beobachten, und darin gegründet; in dem gehörigen Maße höflich. Ein höflicher
Mensch. Ein höflicher Betragen. Ein höflicher Scherz. Eine höfliche Bitte.
Jemanden sehr höflich, auf das höflichste begegnen. Jemanden höflich grüßen,
höflich bitten, sich höflich bedanken, mit der seinem Stande gebührenden
Ehrerbiethung; welche Ausdrücke doch größten Theils nur noch in der Höflichkeit
des großen Haufens üblich sind, weil der feinere Theil übertriebenere Ausdrücke
angenommen hat, und gehorsamst, ergebenst u. s. f. bittet und danket. 3) *
Freundlich, schmeichelhaft; eine im Hochdeutschen ungewöhnliche Bedeutung.
Seim leythundt er höflich zusprach Wie dann das ist nach
Jegers syt, Theuerd. kap. 40.
Anm. Schon bey dem Winsbeck hovelich, hoveliche Sitte.
Do chniet diu lobesreich Fur ir vrowen hoveleich, Stryker Kap.
13. Daß mich hofleicher Ding Pegruezze yeman, Horn. in der Vorr.
Im Dän. hoflig, im Schwed. höflig. Wachter leitet es von
heben, sich enthalten, abstinere, her, Ihre von dem bey dem vorigen Worte
angeführten Hof, Huf, die gehörige Art und Weise, und haefwa, sich ziemen, (
S. Hübsch,) Allein es ist doch wahrscheinlicher, daß es
von Hof abstamme, theils weil im mittlern Lat. curialis, incurialis,
Curialitas, mehrmahls für höflich, unhöflich und Höflichkeit vorkommen, so wie
das Franz. courtois, Courtoisie, und das Ital. cortese, Cortesia, eben diese
Bedeutung haben, welche insgesammt von Curia und Curtis, der Hof, herkommen;
theils aber auch, weil dieses Wort, nach dem Muster des Lat. urbanus und
Urbanitas, von Urbs, der Stadt Rom, der Haupt- und Hofstadt des ganzen Reiches,
gebildet zu seyn scheinet. Mit andern Ableitungssylben waren ehedem auch
höfisch und hovebar für höflich, wohl gesittet, üblich, so wie noch jetzt im
Nieders. hovisk für höflich gangbar ist. Übrigens ist höflich nur eine
besondere Art von dem was man im gesellschaftlichen Leben artig, gesittet u. s.
f. nennt. [
1245-1246]