Die Habe
Die Habe,
[
873-874] plur. inus. von dem Zeitworte
haben. 1) * So fern es halten bedeutet, wird es im Oberdeutschen, nicht aber im
Hochdeutschen, für Haltung, Festigkeit gebraucht.
Das pyrg was faul und het kein hab, Theuerd. Kap. 69. Das
Geleyt Was scharf, stickel an (ohne) all hab, ebend. Kap. 42.
S. Gehäbig. 2) Derjenige Theil, wobey man ein Ding hält,
S. Handhabe. 3) So fern es besitzen bedeutet, alles was
man besitzet, besonders zeitliches Vermögen. Also nahm Abraham sein Weib - mit
aller ihrer Habe, die sie gewonnen hat- ten, 1 Mos. 12, 5. Denn ihre Habe war
groß, Kap. 13, 6. Daß ihr eine bessere - Habe im Himmel habet, Ebr. 10, 34. Im
Hochdeutschen wird es außer der dichterischen Schreibart wenig mehr gebraucht.
Und Ehre, Glück' und Habe Verläßt mich doch im Grabe, Gell.
Lied.
Nur im gemeinen Leben sagt man noch Hab und Gut, jemandes
sämmtliches Vermögen auszudrucken, wo Habe, in engerer Bedeutung das
bewegliche, Gut aber das unbewegliche Vermögen bezeichnet.
S. Habseligkeit. Anm. Bey dem Willeram im Plural Habido,
bey dem Stryker und dem Winsbeck Habe, im Nieders. Have, ehedem Havede, im
Angels. Haefe, im Schwed. Hafwor, Haefd, im mittlern Lat. Averium, Averia,
wodurch in engerer Bedeutung auch Zugvieh, das vornehmste Stück der ehemahligen
Habe, verstanden wurde. Es war einer von Gottscheds seltsamen Einfällen, daß er
dieses Wort Haabe geschrieben wissen wollte, um es von dem Zeitworte ich habe
zu unterscheiden. [
875-876]