Der Hase
Der Hase,
[
989-990] des -n, plur. die -n, Diminut.
das Häschen, Oberd. Häselein. 1. Eigentlich, ein fünfzehiges, mit Haaren
versehenes, wiederkäuendes, eßbares, vierfüßiges Thier, mit sehr langen Löffeln
oder Ohren, welches sich von Kräutern, Kohl, Baumrinden und Feldfrüchten nähret
und mit offenen Augen schläft. Hase ist eine allgemeine Benennung beyder
Geschlechter dieses Thieres; will man solche unterscheiden, so heißt das
männliche der Hase in engerer Bedeutung, oder auch der Rammler, und das
weibliche die Häsinn, der Mutterhase, Setzhase, oder Satzhase.
S. auch Berghase, Grundhase, Märzhase, Holzhase u. s. f.
Einen Hasen streifen, bey den Jägern, ihm den Balg abziehen. Der Hase macht ein
Männchen, wenn er den Kopf in die Höhe recket, und mit den Vorderfüßen den Kopf
und Bart putzet. Die Furchtsamkeit, Geschwindigkeit, Possierlichkeit und andere
Eigenschaften dieses wehrlosen Thieres haben zu verschiedenen sprichwörtlichen
R. A. Anlaß gegeben. Viel Hunde sind des Hasen Tod. Er bleibt bey seinen
Worten, wie der Hase bey der Trommel, sagt man von einem veränderlichen
Menschen, der sich beständig widerspricht, nie sein Wort hält. Da liegt der
Hase im Pfeffer, das ist die Ursache des Übels, hinc illae lacrymae.
S. Hasenschwarz. Er denke es habe ihn ein Häschen
geleckt, es sey ihm ein vortheilhafter Umstand begegnet. Der Hase brauet,
S. Brauen. 2. Figürlich. 1) Der gespickte Hase, ein
Instrument zur Tortur bey der Aufziehung auf die Folter oder Leiter, welches
aus einer umgehenden Welle mit Zacken bestehet, die dem Verbrecher unter dem
Rücken zu liegen kommt, und denselben aufreißet. 2) Ein furchtsamer Mensch, im
gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart. Er ist ein Hase, oder ein
furchtsamer Hase. Von einem solchen Menschen sagt man auch im gemeinen Leben,
er habe ein Hasenherz.
S. Hasenpanier. 3) Ein possierlicher, spaßhafter Mensch,
gleichfalls nur im gemeinen Leben, den man auch wohl einen Hasenfuß oder
Hasenkopf zu nennen pflegt.
S. Hasenfett, Hasenschrot und Haseliren. 4) Ein
einfältiger, thörichter Mensch, der im gemeinen Leben auch ein Hasenkopf
genannt wird. Anm. Dieses Thier heißt im Nieders. gleichfalls Hase, im Holländ.
Haese, im Franz. Hase, und sogar im Arab. Hazaz. Andere Mundarten verwandeln
das s in ein r, wie in dem Angels Hare, dem Isländ. Hiere, dem Engl. Dän. und
Schwed. Hare, geschiehet. In Karelen heißt er Hitta, nach einer eben so
gewöhnlichen Verwechselung des Zischlautes mit dem t. Die Abstammung ist
ungewiß, weil mehrere Wörter mit fast gleicher Wahrscheinlichkeit Anspruch
darauf machen können. Junius und Frisch leitet es von Haar her, weil der Hase
ein sehr haariges Thier ist. Andere von haren, schreyen, weil dieses Thier im
Winter ein durchdringendes Geschrey macht. Noch andere von dem Angels. har und
hase, grau. Mit fast noch mehrerer Wahrscheinlichkeit kann man es von hast,
Eil, hasten, eilen, ableiten, weil dieses Thier sehr stüchtig ist, daher es
auch im Latein. Lepus, gleichsam Levipes, oder vom Nieders. lopen, laufen, soll
seyn genannt worden. Auch das veraltete hasen, schrecken, und erhasen,
erschrecken, kann darauf Anspruch machen, welches zu den Schwed. Haske, Gefahr,
gehöret,
S. Häßlich; da denn der Nahme dieses Thieres vornehmlich
dessen schreckhafte, furchtsame Natur ausdrucken würde.