Die Geduld
Die Geduld,
[
467-468] plur. car. von dem Zeitworte
dulden. 1) Das Beharren, das Verbleiben an einem Orte. Er hat an keinem Orte
lange Geduld. Einen kleinen Augenblick Geduld! d. i. ein wenig gewartet! Von
der veralteten Bedeutung des Zeitwortes dulden, da es warten, verharren
bedeutete, bey dem Ottfried gidualen, im Schwed. tola;
S. Gedulden 1. 2) Die tugendhafte Mäßigung seiner
Traurigkeit oder seines Unwillens in unangenehmen Empfindungen, besonders in
einem hohen Grade derselben. Etwas mit Geduld ertragen. Man muß Geduld haben.
Eines Geduld prüfen. Die Geduld verlieren. Die Gelassenheit wird in großen und
langwierigen Übeln zur Geduld, Gell. 3) Die Liebe gegen andere, in so fern sie
Fehler zu Gute hält, und deren Bestrafung aufschiebet; die Langmuth. Geduld mit
einem haben, Nachsicht gegen ihn gebrauchen. Haben sie Geduld mit einem armen
unerfahrnen Mädchen. Eines Geduld mißbrauchen. Etliche Tage mit seinem
Schuldner Geduld haben. 4) Der Schutz vor der Witterung, im gemeinen Leben
einiger Gegenden. Ein Baum stehet in der Geduld, wenn er an einem Orte stehet,
wo ihn die Winde nicht treffen. Dieß Zimmer liegt in der Geduld, wenn es vor
Wind und Wetter gedeckt ist. Anm. Dieses Wort lautet bey dem Kero Kidult, bey
dem Notker Gedult, im Angels. Gethyld, Kidhult und Tholemotnesse, im Dän.
Gedult. Ehedem war auch das einfache Dult sehr üblich, welches bey dem Ulphilas
Thaulaini, und bey dem Ottfried Thulti lautet. Es stammt von dulden her,
welches das Intensivum von dem veralteten dolen ist.
S. Dulden. Die dieses Wort mit einem harten t, Gedult
schreiben, folgen der härtern Oberdeutschen Mundart, welche auch das Zeitwort
dulten oder tulten schreibt und spricht. [
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