Die Gasse
Die Gasse,
[
425-426] plur. die -n, Diminut. das
Gäßchen, Oberd. das Gäßlein, überhaupt, ein Weg, auf welchem man gehet; doch
nur noch in folgenden besondern Fällen. 1) Ein auf beyden Seiten mit Häusern
bebauter Weg in einer Stadt, einem Flecken, und zuweilen auch in einem Dorfe.
Eine breite, eine enge, eine lange Gasse. Auf der Gasse, oder auf den Gassen
herum laufen. Es geschahe auf öffentlicher Gasse. Den Wein über die Gasse
hohlen, aus einem andern Hause. Wein, Bier über die Gasse verkaufen, in andere
Häuser. In, oder auf der langen Gasse wohnen, d. i. an derselben. In engerm
Verstande werden zuweilen die breitern Gassen Straßen, die engern aber Gassen
genannt. Die Stadt Lößnitz hat keine Straßen, sondern nur Gassen. 2) In einem
Lager, der Raum zwischen den Gezelten, weil er vornehmlich zum Gehen bestimmt
ist. 3) Der lange schmale Raum zwischen zwey Reihen Menschen, besonders bey den
Soldaten.
S. Gassenlaufen. 4) In den Bienenstöcken, die
Zwischenräume zwischen den Scheiben. 5) Eine Rinne,
S. Glättgasse. Anm. In der ersten Bedeutung lautet
dieses Wort bey dem Willeram und Notker Gazzo, im Wend. Hassa, im Ungar. Vtza.
Im Tatian aber ist Giozo eine Meerenge, im Ital. Chiasso eine Gasse ohne
Ausgang, ein Sack, und im Lappländ. Autza ein schmales Thal zwischen zwey
Hügeln. Die Niedersachsen und damit verwandten Sprachen haben statt des
Zischlautes, wie in andern Fällen ein t, Dän. Gade, Holländ. Gat, Nieders.
Gate, Schwed. Gata, Engl. an einigen Orten Gate, bey dem Ulphilas Gatvo, welche
aber in weiterer Bedeutung oft eine jede Durchfahrt, besonders eine Meerenge,
eine Öffnung, ein Loch, bedeuten. Wachter leitet es von dem Isländ. gasa,
laufen, her; allein er hätte immer bey dem Deutschen gehen stehen bleiben
können, von welchem das Isländ. nur das Frequent. ist. das Hebr. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - bedeutet gleichfalls eine Gasse, und
dieß leitet man gemeiniglich von dem Syr. und Äthiop. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , cinxit, circumdedit, her.