Der Fürst
Der Fürst,
[
369-370] des -en, plur. die -en, Fämin.
die Fürstinn, plur. die -en. 1) Der Erste und Vornehmste seiner Nation, seiner
Provinz oder seines Staates, ein regierender Herr, ohne Rücksicht auf dessen
anderweitige Unterscheidungswürde. In diesem Verstande sind Kaiser, Könige,
Herzoge u. s. f. Fürsten. Auch Flirsten (gekrönte Häupter, regierende Herren)
haben Gesetze, die sie nicht überschreiten dürfen. In der Deutschen Bibel
werden Abraham und Hiob Fürsten genannt, weil sie unabhängige Häupter
zahlreicher Familien und vieler dazu gehörigen Knechte waren. Eben daselbst
heißt Christus der Fürst des Lebens, der Fürst des Friedens u. s. f. der Teufel
aber ein Fürst der Welt, ein Fürst der in der Luft herrschet. In etwas
uneigentlicher Bedeutung werden auch die vornehmsten Bedienten eines mächtigen
Königes in der Bibel Fürsten genannt, wie 1 Mos. 45, 8 von dem Joseph, und Dan.
2, 48 von dem Daniel geschiehet. 2) Im Deutschen Reiche bezeichnete dieses
Wort, als ein allgemeiner Ausdruck, ehedem gleichfalls die ersten und
vornehmsten unter den Deutschen Ständen, von dem Kaiser an bis auf die Grafen
und Dynasten,
S. Fürstenrath, welches noch zum Theil in dieser weitern
Bedeutung üblich ist, nur daß die Churfürsten hier nicht mit begriffen werden.
Jetzt wird es nur noch mit Ausschließung der Grafen und Herren gebraucht. Ein
geistlicher Fürst, ein weltlicher Fürst. 3) In engerm Verstande ist es eine
Benennung desjenigen hohen Adels, der zwischen den Churfürsten und Grafen
mitten inne stehet, und die Herzoge, Markgrafen, Landgrafen, einige Burggrafen,
einige vornehme mit der fürstlichen Würde versehene Geistliche, und die Fürsten
im engsten Verstande begreifet. 4) Zu den letztern oder den Fürsten im engsten
Verstande, gehören nicht nur die gefürsteten Grafen, Äbte und Prälaten, sondern
auch diejenigen Geschlechter vom hohen Adel, welche von den Kaisern in den
neuern Zeiten mit der fürstlichen Würde bekleidet worden; dagegen die ältern
fürstlichen Häuser sich lieber Herzoge nennen lassen. Anm. Fürst, bey dem
Willeram Vorst, bey dem Ottfried Furista, im Nieders. Förste und Forste, im
Schwed. Förste, im Dän. Fyrste, ist der Superlat. von für, so fern es nach der
Oberdeutschen Mundart so viel als vor ist, und bezeichnet das vorderste oder
erste in feiner Art. Furistun ilunga, in höchster Eile, Kero. Ther furisto
Euuarto, der oberste Priester, Ottfried. Im Engl. bedeutet first, und im
Schwed. forst, noch der erste, und es scheinet, daß auch das Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - der beste, eigentlich das erste in
seiner Art bedeute. Im Schwabenspiegel Kap. 115 wird schon Princeps und Furst
durch den vordersten erkläret, und zugleich, obgleich nicht ganz richtig, hinzu
gesetzet, daß er diese Benennung um deßwillen habe, weil er der vorderste an
dem Lehen sey, d. i. wie es daselbst erkläret wird, sein Lehen von dem Kaiser
und Reiche empfähet, und nicht bloß ein Afterlehensmann ist. Auf eben die Art
wird ein Fürst bey den alten Oberdeutschen Schriftstellern auch Herosto
genannt, von her, eher, gleichsam der Erste, Princeps. Das st wird in Fürst und
dessen Ableitungen und Zusammensetzungen bey den Hoch- und Oberdeutschen mit
einem unangenehmen sch ausgesprochen, als wenn es Fürscht lautete, welche
Aussprache auch in Bürste, durstig, garstig, Wurst u. s. f. eingeführet ist.