Frieren
Frieren,
[
307-308] verb. irreg. neutr. ich
friere, du frierest oder frierst, (Oberd. freurst,) er friert, (Oberd. freurt);
Imperf. ich fror, Conj. fröre; Mittelw. gefroren Es wird in doppelter Gestalt
gebraucht. 1. Mit dem Hülfsworte haben. 1) Kälte empfinden. Die Soldaten
frieren. Wir haben die ganze Nacht gefroren. Noch häufiger und vielleicht am
richtigsten, als ein Impersonale. Noch friert, oder es friert mich. Es hat uns
heftig gefroren. Es friert mich an den Händen, an den Füßen, d. i. ich empfinde
Kälte an den Händen, an den Füßen. Hat dich auch gefroren? 2) Zum Gefrieren
bringen, d. i. in Eis verwandeln, von der Witterung, als ein Impersonale. Es
hat diese Nacht Eis gefroren, das Wasser ist vor Kälte in Eis verwandelt
worden. Ingleichen absolute. Es wird diese Nacht frieren. Es hat gefroren. In
Island friert es stark.
S. Gefrieren, welches gleichfalls in dieser Bedeutung
gebraucht wird. 2. Mit dem Hülfsworte seyn, durch die Kälte seine Flüssigkeit
verlieren, in Eis verwandelt werden. Das Wasser friert. Die Erde ist gefroren.
Der Wein friert nicht leicht. Gefrornes, ein durch die Kunst in Eis
verwandelter flüssiger Körper. Indessen ist in dieser Bedeutung auch gefrieren
üblich,
S. dasselbe. Anm. Schon bey dem Notker kommen die
zusammen gesetzten Mittelwörter befroren und erfroren vor. Im Nieders. lautet
dieses Zeitwort freren, und im Isländ. frira, womit auch das Lat. frigere und
rigere überein kommt. In verschiedenen gemeinen Deutschen Mundarten und
verwandten Sprachen findet sich statt des r ein s, wie in dem Steiermärk.
friesen, bey dem Notker friusen, im Nieders. fresen, im Dän. fryse, im Schwed.
frisa, im Angels. frysan, im Engl. to freeze, da es nicht allein Kälte
empfinden, sondern auch die Wirkung dieser Empfindung, Schauer, ingleichen
Frucht, Angst u. s. f. bedeutete, wie aus dem Oberdeutschen Fraisch, Fraißam,
und andern erhellet. Das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , horreo, gehöret gleichfalls zu dessen Geschlechte. Siehet man das
f als den zufälligen Blaselaut an, so wird dieses Wort von rühren, Alem. ridon,
rütteln, Schwed. rysa, abstammen, weil die Kälte ein Rütteln oder Schauern
erwecket.
S. Rütteln, ingleichen Friesel, Frisch und Frost, welche
letztern noch die alte Form mit dem s behalten haben.