Der Fries
Der Fries,
[
307-308] des -es, plur. die -e, ein
Wort, welches überhaupt einen krausen Körper bedeutet, aber nur in einigen
Fällen gebraucht wird. Es bedeutet 1) einen tuchartigen geköperten Zeug,
welcher aus zweyschüriger Wolle mit vier Schämeln gewebet und geköpert wird,
nur die halbe Walke bekommt und gerauhet, aber nicht geschoren wird. In diesem
Verstande kann der Plural nur von mehrern Arten und Quantitäten gebraucht
werden. Der Nahme dieses Zeuges, welcher schon in den Legg. Anglor. et Werinor.
vorkommt, lautet daselbst Fresum, im Schwed. Fris, im Ital. und Span. Frisa, im
Engl. Frees, im Böhm. Fris, im Franz. Frise und Drap de Frise, im mittlern
Lateine Pannus Frisius; nicht weil es, wie Ihre behauptet, von Friesen erfunden
und verfertiget worden, sondern weil es in Frankreich ehedem frisiret oder
gekräuselt wurde, daher es im mittlern Lat. auch Pannus Frissatus hieß, in
welcher Sprache eine jede Franse Frisum, Fresium, Fres, genannt wurde.
S.
Franse und Frisiren. 2) In der Säulenordnung ein Theil
des Hauptgesimses, welcher die Köpfe der Balken, die auf dem Architrab ruhen,
vorstellet, und mit Laubwerk und andern krausen Zierathen verzieret ist. Ital.
Fregio, Französ. Frise. Aus eben dieser Ursache werden auch die Verstäbungen an
den Böden, Brüchen und Köpfen der Kanonen Frise, oder Frisirungen genannt.
S. Bodenfries, Hinterfries, Mittelfries. Anm. In beyden
Bedeutung ist das Wort zunächst aus dem Franz. Frise entlehnet, welches eine
jede krause Sache bedeutet, im Grunde aber ein Abkömmling der ältesten
Europäischen Sprachen ist. Das Franz. frise und unser kraus sind bloß in dem
Präfixo unterschieden, welches dort ein Blaselaut, hier aber ein Hauchlaut ist.
Beyde stammen von unserm reißen her.
S. dasselbe. [
307-308]