Fechten
Fechten,
[
63-64] verb. irreg. neutr. mit dem
Hülfsworte haben; ich fechte, du ficht; Imperf. ich focht, Conj. föchte;
Particip. gefochten. 1) Sich des Degens oder Schwertes, und in weiterer
Bedeutung auch des Feuerwehres, so wohl zum Angriffe, als zur Vertheidigung
bedienen, streiten; in welchem Verstande dieses Wort nur noch in der edlern
Schreibart von Soldaten üblich ist. Die Soldaten wollten nicht fechten. Sie
fochten wie die Löwen. Sie haben tapfer gefochten. Zu Pferde, zu Fuße fechten.
Ich habe oft an deiner Seite gefochten. Als die Holländischen Flotten für
Freyheit, Brot und Religion fochten.
S. Gefecht. 2) In engerer Bedeutung, den Degen zur
Vertheidigung und zum Angriffe geschickt zu führen wissen; in welchem Verstande
doch dieses Wort nur alsdann gebraucht wird, wenn dieses Fechten zur Übung
geschiehet. Sie wollten mit einander fechten, mit den Kappieren. Fechten
lernen. Mit einem Schatten fechten, figürlich, ohne Ursache streiten. 3) In
weiterer Bedeutung, für streiten überhaupt, auch wenn solches mit Worten oder
in Schriften geschiehet, in welcher im Hochdeutschen veralteten Bedeutung
dieses Wort noch in den Zusammensetzungen anfechten, ausfechten und verfechten
üblich ist. 4) + Betteln, eine im gemeinen Leben, besonders unter den
Handwerksburschen übliche Bedeutung. Fechten gehen, betteln gehen. Dieser
Gebrauch stammet von der ehemahligen Gewohnheit her, die Soldaten nach
geendigtem Kriege abzudanken, da denn viele derselben unverschämte Beutler
wurden, welche ihre ungestüme und oft gewaltthätige Betteley mit dem
aufständigen Rahmen des Fechtens zu bemänteln suchten.
S. auch Garden. 5) Hin und her bewegen, etwa so, wie man
einen Degen im Fechten zu bewegen pfleget, doch nur in der Redensart, mit den
Händen fechten, im gemeinen Leben. Das Hauptwort die Fechtung ist nur in den
Zusammensetzungen üblich. Anm. Dieses Zeitwort lautet in der ersten Bedeutung
schon bey dem Kero fehtan; bey dem Ottfried fehtanne, bey dem Willeram im
Imperf. vuchton, im Angels. fechtan, im Engl. to fight, im Dän. fegte, im
Schwed. feckta, im Pohln. fehtowac. Ihre leitet es von dem Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , und mit demselben von -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , die Faust, her, weil die älteste
Art des Fechtens vermittelst der Faust geschah; welches unter andern auch
dadurch bestätiget wird, das fäusteln ehedem auch fechten und Fäustler einen
Fechter bedeutete, so wie das Lat. pugnare von pugnus abstammen. Wem diese
Ableitung nicht gefällt, wird dieses Wort eben so sicher von Fehde und dem
alten Wig, Streit, Krieg, figan, streiten, fian, hassen, (
S. Feind,) oder auch von wegen, herleiten können, von
welchem es das Frequentativum seyn kann;
S. Fachen, Fächeln, Fackeln, Fuchtel, Bewegen u. s. f.
Alsdann würde die angeführte fünfte Bedeutung noch ein Überrest des ersten
eigentlichen Gebrauches dieses Wortes seyn. Im Präsenti sollte dieses Wort in
der zweyten und dritten Person du fichtest, er fichtet, lauten; allein um des
Wohlklanges willen ziehet man es in fichst, ficht zusammen, wie solches auch in
dem Worte däuchten üblich ist. In einigen Oberdeutschen Mundarten gehet es
regulär, du fechtest, er fechtet; Imperf. er fechtete; Particip. gefechtet.
[
63-64]