Falsch
Falsch,
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33-34] -er, -este, adj. et adv. was
nicht dasjenige ist, was es zu seyn scheinet, oder was es seyn sollte. 1. Was
nicht dasjenige ist, was es zu seyn scheinet, folglich auch nicht die Güte des
wahren hat. 1) Unecht, nachgemacht. Falsches Gold, falsches Silber, welches aus
Composition bestehet und den äußern Schein des Goldes und Silbers hat. Falsche
Treffen, welche aus solchem Metalle verfertiget worden. Falsche Edelsteine,
falsche Diamanten, nachgemachte, im Gegensatze der echten. Falsche Korallen.
Auch im sittlichen Verstande. Eine falsche Demuth, falsche Andacht, falsche
Freude, falsche Frömmigkeit, welche nur verstellt sind. Ein falscher Freund,
der sich von außen stellt, als wäre er unser Freund, es aber nicht ist. Daher
bedeutet in der Deutschen Bibel ein Falscher oft einen Heuchler, welches aber
im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. 2) Besonders, wenn diese unechte
Beschaffenheit zum Schaden anderer gereicht, betrüglich. Ein falsches
(nachgemachtes) Siegel. Ein falsches (untergeschobenes) Testament. Falsche
Urkunden, Briefe u. s. f. Falsche Münze, falsches Geld. Ein falscher Münzer, im
gemeinen Leben, der falsches Geld münzet. Ein falscher Spieler, der betrüglich
spielet. Ein falscher Weg, der uns irre führet. Ingleichen im sittlichen
Verstande, sich freundschaftlich stellend, ohne es zu seyn. Ein falscher
Mensch. Er ist falsch, hat ein falsches Herz.
S. Falschheit. 2. Was nicht dasjenige ist, was es seyn
sollte. 1) Der Wahrheit zuwider, unwahr; am häufigsten im gemeinen Leben. Es
ist falsch, daß er hier gewesen ist. Eine falsche Beschuldigung, Anklage,
Ursache. Eine falsche Freude, Hoffnung, Furcht, die man sich ohne gegründete
Ursache gemacht hat. Ein falscher Satz, der keine Wahrheit hat. Ein falscher
Schluß. Ein falsches Zeugniß ablegen. Ein falscher Eid, worin man eine
Unwahrheit beschwöret.
S. Meineid. Falsch schwören. Ein falsches Vorgeben. Ein
falscher Argwohn. Falsche Götter. Ein falscher Gottesdienst, der sich auf
unwahre Lehren gründet. Falsche Propheten, Apostel u. s. f. 2) Den Regeln der
Kunst zuwider. Ein Wort falsch aussprechen. Ein falsches Komma machen, wohin es
nicht gehöret.
Von welchem Leipzig nie ein falsches Wort gehört, Kost.
Falsch singen. Ein falscher Ton. Ein falsch gedrucktes Wort.
Ein falscher Schritt, im Tanzen; ein falscher Stoß, im Fechten. Ein falsches
Licht, in einem Gemählde, wenn es nicht nach den Regeln der Kunst vertheilet
ist. Ein Gemählde hänget in einem falschen Lichte, wenn das natürliche Licht
nicht von der Seite kommt, von welcher das künstliche zu kommen scheinet. 3)
Was nicht die gehörige innere Güte hat. Falsche Waage, falsches Maß, falsches
Gewicht, falsche Farben, welche entweder nicht beständig sind, oder doch den
Zeug zerfressen. Falsche Waare. 4) * Den göttlichen Gesetzen zuwider, unrecht;
ein im Hochdeutschen unbekannter Gebrauch, der indessen doch oft in der
Deutschen Bibel vorkommt, für böse, lasterhaft, wo auch das Falsche für
Unrecht, und ein Falscher für einen Lasterhaften gebraucht wird. 5) Im
Niedersächs. Kommt dieses Wort noch in einer besonderen Bedeutung vor, wo es,
doch nur in der Adverbialform, so viel als böse, empfindlich, ist. Jemanden
falsch machen. Über etwas falsch werden. Anm. Dieses Wort lautet im Nieders.
falsk, im Schwed. falsk, im Isländ. falskur, im Engl. false, im Wallis. ffals,
im Irländ. falsa, im Franz. faux. im Latein. falsus. Dieses letztere scheinet
freylich die nächste Quelle dieses Wortes zu seyn; allein, wenn man weiter
gehet, so wird man den wahren Stamm vermuthlich in dem Worte fehlen und dessen
Geschlechte antreffen. [
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