Die Fabel
Die Fabel,
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1-2] plur. die -n, Diminut.
Fabelchen. 1) Ein jedes allgemeines Gespräch und der Gegenstand desselben; eine
im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Israel wird ein Sprichwort und Fabel seyn
unter allen Völkern, 1 Kön. 9. 7. Chron. 7. 20. Daß sie sollen zu Schanden
werden, zum Sprichwort, zur Fabel u. s. f. Jer. 24, 9. 2) In engerer Bedeutung,
eine jede erdichtete Erzählung, ein Mährchen. 3) In noch engerem Verstande,
eine erdichtete Erzählung, mit welcher der Dichter eine sittliche Absicht
verbindet, zum Unterschiede von einem Mährchen, welches keine moralische
Absicht hat, sondern bloß zur Belustigung dienet. In diesem Verstande gehören
die Lustspiele, die Trauerspiele, Heldengedichte, Romane u. s. f. zur Fabel. 4)
In der engsten Bedeutung, begreift man unter diesem Nahmen die Erzählung einer
allegorischen Handlung, welche Thieren und geringern Dingen beygelegt wird, um
sie von der Erzählung im engsten Verstande zu unterscheiden, in welcher auch
Menschen und höhere Wesen eingeführet werden können. Gellerts Fabeln und
Erzählungen. Diese Fabeln im engsten Verstande werden auch Äsopische Fabel
genannt. Anm. Dieses Wort ist aus dem Latein. fabula entlehnet. Ehe solches
geschah, nannte man dergleichen erdichtete Erzählungen auch wohl Spel, Spiele,
und Bischaft.
S. Beyspiel. [
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