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F,
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1-2] der sechste Buchstab des
Deutschen Alphabetes, welcher mit den Lippen ausgesprochen und zugleich mit
einem merklichen Winde begleitet wird, daher er auch zu den so genannten
Blaselauten gehöret. Er wird gemeiniglich wie ein v, aber stärker als ein w
ausgesprochen. Nur in der Mitte einiger Wörter kommt er im gemeinen Leben, nach
dem Vorgange der Niedersachsen, dem letztern nahe, Briefe, Hafen, Hafer,
prüfen, Schwefel; welche, aber sehr irrig, wie Briewe, Hawen, Hawer oder Haber,
prüwen, Schwewel lauten. Nach einem gedehnten Vocale wird dieser Buchstab so
wenig verdoppelt, als nach einem Consonanten, Graf, Schlaf, Hof, rufen, laufen,
greifen, scharf, dürfen, werfen, Wölfe; wohl aber nach einem geschärften, Affe,
schlaff, straff, treffen; selbst wenn dieser aus einem gedehnten entstanden
ist, soff, pfiff, griff. Am Ende einiger fremden Wörter, Laxativ, Perspectiv,
Vomitiv, Positiv, u. s. f. schreibt man richtiger ein v als ein f. Die
Niederdeutsche Mundart gehet mit diesem Buchstaben sparsamer um, als die
Oberdeutsche, welche gern so viel bläset, zischet und hauchet, als nur möglich
ist. Wenigstens gebrauchen die Niedersachsen für unser ff beständig, und für
das einfache f sehr oft ein p; drepen für treffen, apen für offen, slapen für
schlafen, ropen für rufen, deep für tief, Piper pip up für Pfeifer pfeif auf,
wo sich die Oberdeutsche Fülle des Mundes in ihrer ganzen Größe zeiget. Nach
einem gedehnten Vocale schiebt die Niedersächsische Mundart dem Hochdeutschen f
sehr oft ein v unter, welches alsdann wie das gelindeste w lautet, Düvel,
Teufel, to Have, zu Hofe, kiven, keifen. Dagegen die Oberdeutschen, denen f und
ff noch nicht hart genug sind, das erstere oft noch durch ein p verstärken,
pflegen, Pfriem, pflügen, Tropfen, stopfen.
S. Pf. Daß b, f, v, w und p, so wie alle Buchstaben,
welche mit einerley Sprachwerkzeugen ausgesprochen werden, sehr oft in einander
übergehen, ist bekannt. Daher schreibt man voll und füllen; vor, fordern, firn
und für; Volk und folgen; fest, vest; Hefen, heben, heftig und Holl. hevig;
geben und Gift; Schöppe und Schöffe; graben und Gruft; treiben und Trift; Wapen
und Waffen; Flitz, Blitz und plötzlich; Fahne, Band, pannus, und winden; Fuß,
Pfote, Pfad, Boden, pes, Padde; flach, Blatt, platt, breit, -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - ; bären, heben, ferre, -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - ; beren oder peren, schlagen, ferire;
Bruder, frater; ab, Nieders. af; haben, Haft, haften; reiben, rapere, Schwed.
rifwa u. s. f. Im Niederdeutschen und Oberdeutschen wechseln sogar ft und cht
oft mit einander ab; häften, Nieders. und Holl. hechten; Schaft, Nieders.
Schacht; Luft, Nieders. Lucht; Heft, Nieders. Hecht; sacht, Nieders. soft;
schichten, Nieders. und Holl. schiften, Schwed. skifta; Kraft, Holl. kracht;
Stift, Nieders. Sticht, Holl. flickt; züchtigen, Isl. tyfta u. s. f. Zu Anfange
der Wörter gehöret dieser Buchstab nicht alle Mahl zur Wurzel, und fast nie vor
dem r und l, welche so gern einen Lippenbuchstaben vor sich haben. Man muß
daher diesen und die mit ihm verwandten Buchstaben vorher wegwerfen, wenn man
der Wurzel eines solchen Wortes nachspüren will, welche in den Mundarten und
verwandten Sprachen noch oft ohne diesen Blaselaut angetroffen wird. So findet
sich das Stammwort von Flur noch in dem Wallis. Llawr, der Boden, Platz, von
Flocke in dem Deutschen Locke, von fragen in dem Alemann. rahha, eine
Erzählung, und dem Latein. rogare, von flau in dem Nieders. lau, von flach in
dem Holl. lag, breit, und dem Deutschen lage, lege, von Flamme in dem Angels.
und Dän. lioma und Lat. lumen, von Flanke in dem Nieders. Lanke, von fressen in
dem Deutsch. reißen, raden, rotten, und Latein. rodere, von Frucht in dem
Deutsch. Rocken, von frisch in dem Niedersächs. risch, rasch, von Pfrieme in
dem Deutschen Kieme, rammen u. s. f. Siehe die mit Fl und Fr anfangenden
Wörter. In allen diesen Fällen scheinet das f ein bloßer willkührlicher Laut
ohne Bedeutung, eine zufällige Eigenschaft der Sprachwerkzeuge zu seyn; ob es
gleich auch Fälle gibt, wo es wenigstens wahrscheinlich wird, daß die Partikel
be mit der Zeit in ein bloßes blasendes f übergegangen ist.
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1-2]