Ey
, eine Interjection, welche der natürliche Ausdruck
verschiedener, größten Theils sanften und gelinden
Gemüthsbewegungen ist, und selbige mit allen ihren Schattirungen und
Graden ausdruckt. 1) Der Freude. Ey, das ist vortrefflich! Ey, das freuet mich!
Das wird Späßchen geben! ey, ey, ey! Weiße. Die ausgelassene
Freude des großen Haufens verändert diesen Ausdruck in Hey und Jo! 2)
Des Wohlwollens, des Beyfalles, obgleich seltener. Ey, du frommer und getreuer
Knecht! Matth. 25, 21. 3) Der Bitte, des Verlangens. Ey, thun sie es mir zu
Liebe! Besonders einer mit Ungeduld begleiteten Bitte. Ey lieber, geht doch
gleich und bringt ihn eilends her! Günth. 4) Der Aufmunterung, Anmahnung,
Erinnerung. Ey, lasset uns heim gehen, denn es ist nun Zeit Essens, Hist. Sus.
V. 13. Lasset uns hinauf ziehen, weil es noch doch Tag ist; ey, es will Abend
werden, und die Schatten werden groß, Jer. 6, 4. 5) Der Verwunderung. Ey,
wie schön! Ey, ey! ein Schatz! Ey, welch ein schöner Tag ist das! Ey,
bist du denn auch schon munter? Ey, welche weise und verständige Leute
sind das! 5 Mos. 4, 6. Auch der mit Unwillen begleiteten Verwunderung. Ey, der
Henker! Ey, warum nicht gar? 6) Der Ironie. Ey, der kluge Mann! Ey, wahrlich,
du hast deine Sachen gut gemacht! Ey, eine treffliche Summe, der ich werth
geachtet bin von ihnen! Sachar. 11, 13. 7) Der Bedenklichkeit, Besorglichkeit.
Ey, ey, das wird übel aussehen! Ey, ey, das klingt nicht fein! 8) Der
Ungeduld. Ey, ich muß wissen, wer du bist. Ey, was kann denn ich
dafür? Ey, es läßt sich wohl noch spaßen! 9) Des Unwillens.
Ey, was! Ey, nicht doch! Ey nun, so sey böse. Ey, du ungeschickter Mensch!
Ey, glaubst du, daß ich blind sey? 10) Des Verweises. Ey, das war nicht
fein von dir. Ey, ey, das taugt nicht. Ey, was soll das seyn? Ey, ey, bey Leibe
nicht! 11) Oft, besonders im gemeinen Leben, auch bey weit schwächern
Empfindungen. Ey nun, es verbiethet sich wohl von sich selbst.Anm. Bey den
Schwäb. Dichtern lautet diese Interjection hey, ahy; wovon das erstere
jetzt nur dem Pöbel überlassen ist. Ahy ia wer des alze vil, der
Herz. von Anhalt. Mit also froiden richer tat ahey wer wolte ich danne sin.
Markgr. Heinrich von Meißen. Hey herre Gott durch dine Gute, Markgr. Otto
von Brandenburg. Im Nieders. und in der gemeinen Mundart der Obersachsen i, ie,
im Dän. ji, im Engl. ay, im Franz. ai, ahi, im Latein. heu. Bey
stärkern Empfindungen gehet sie leicht in ach und o über.3.
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1987-1988]