Erscheinen
, verb. irreg. neutr. (
S. Scheinen,) welches das Hülfswort seyn erfordert.
1) Sichtbar werden von Dingen, die bisher unsichtbar waren. Den Weisen erschien
ein Stern, Matth. 2, 7. Es ist ein Komet erschienen. Damit das Laster in seiner
wahren Gestalt erscheine. Besonders, von Gott, Engeln und unsichtbaren Wesen,
wenn sie sich auf kurze Zeit in sichtbarer Gestalt darstellen, mit der dritten
Endung der Person. So erschien Gott den Erzvätern, der Engel Gabriel der
Jungfrau Maria. Christus ist erschienen im Fleisch, 1 Joh. 3, 2, f. Es ist mir
ein Geist erschienen. Der Verstorbene erschien seinem Freunde in der Nacht. 2)
Gegenwärtig werden, von Personen, welche bisher abwesend waren. So wohl
auf vorher gegangene Ladung, oder doch mit dem Nebenbegriffe der Schuldigkeit.
Bey einer Hochzeit, ineiner Versammlung erscheinen. Vor dem Richter erscheinen.
Der Beklagte ist nicht erschienen. Erscheinet nicht leer vor mir 2 Mos. 23, 15.
Wenn darf ich vor dir erscheinen? Als auch mit dem Nebenbegriffe einer
besondern Feyerlichkeit. Der König erschien in der größten
Pracht. Zuweilen auch nur für, sich sehen lassen, schlechthin.
Schämest du dich nicht, so auf der Gasse zu erscheinen? Figürlich von
Zeiten und Tagen, besonders bey den Dichtern. Endlich erscheinet der
glückliche Tag. Die Zeit ist noch nicht erschienen, da u. s. f. Bange,
unglückliche Stunde, o erscheine nie! Sonnenf.
Wenne soll der tag erschinen Das ich die vil lieben sehe,
Heinrich von Frauenberg.
3) Deutlich, merklich werden, erhellen. Daraus erscheinet
deutlich, daß er unschuldig ist. Ich sehe nicht, wie das daraus erscheinen
soll. Daß meine Kraft an dir erscheine, 2 Mos. 9, 13. Aber die Sünde,
auf daß sie erscheine wie sie Sünde ist. Röm. 7, 13.Anm. Dieses
Wort lautet bey dem Ottfried und Notker irskeinen, wurde aber auch als ein
Activum für erscheinen lassen gebraucht. Ja noch bey dem Tschudi kommt es
für bekannt machen vor, dem Gesandten seine Antwort
erscheinen. [
1933-1934]