Ergeben
, verb. irreg. (
S. Geben,) welches in doppelter Gestalt üblich ist.
I. Als ein Activum, übergeben, in eines andern Gewalt geben. 1.
Eigentlich. Welch Volk seinen Hals ergibt unter das Joch des Königs zu
Babel, Jer. 27, 11, 1gebet euren Hals unter ihr Joch, Sir. 51, 34. Ergib
deine Füße in ihre Fessel, Kap. 6, 25. In dieser Gestalt
ist [
1891-1892] es im Hochdeutschen veraltet, wo man es, 2.
nur als ein Reciprocum gebraucht, sich ergeben, sich eines andern Gewalt
übergeben. 1) Eigentlich. Die Besatzung hat sich ergeben, weigerte sich,
sich den Belagerern zu ergeben. Kaum rückte die Armee über die
Grenzen, so ergab sich das ganze Land. Sich auf Gnade und Ungnade ergeben.
Und Lucia Ergibt sich thränend dem Barbaren, Gell.
Die biblische Wortfügung, sich unter jemanden ergeben,
ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. 2) Figürlich. (a) Sich in etwas
ergeben, sich dasselbe willig gefallen lassen. Sich in den göttlichen
Willen ergeben.
Armes Thier ergib dich drein, Less.
Ich habe mich längst darein ergeben. (b) Sich jemanden
und dessen Dienste widmen. Sich dem Herren ergeben, 2 Cor. 8, 5. Sich dem
Teufel ergeben. Er hat sich mir ganz ergeben. (c) Einer Neigung über sich
die Herrschaft lassen. Sich den Wissenschaften, der Tugend ergeben. Er hat sich
ganz dem Geitze, der Wollust ergeben. Er ergibt sich dem Trunke. Sich der
Faulheit, dem Kummer ergeben.
S. auch das folgende Mittelwort. (d) Sich ergeben, sich
zutragen, sich begeben. In der Luftschwere hat sich eine merkliche
Veränderung ergeben. (e) Das ergibt schon der bloße Augenschein,
zeiget es, gibt es. Daher die Ergebung, doch nur, wenn von der Ergebung in den
göttlichen Willen die Rede ist.II. Als ein Neutrum, mit dem
Hülfsworte haben, aus sich hergeben; so wohl eigentlich, im gemeinen
Leben. Das Korn ergibt nicht, gibt nicht viel Mehl. Das Mehl ergibt nicht, gibt
wenig Brot.
S. Ergiebig. Als auch figürlich, und als ein
Reciprocum. Hieraus ergibt sich, daß u. s. f. daraus folgt. So wie sich
die Umstände ergeben werden, wie sie sich zeigen, ereignen werden.Anm.
Ottfried gebraucht irgeban und ergeban mehrmahls eigentlich für
übergeben, einhändigen. [
1893-1894]