Entgegen
, eine Präposition, welche die dritte Endung erfordert, den
Nenn- und Fürworte jederzeit nachgesetzet wird, und eine Bewegung gegen
einen Gegenstand bezeichnet, obgleich mit verschiedenen Einschränkungen.
1) Eine Bewegung, welche gerade auf einen andern Gegenstand zu gerichtet ist,
dessen Bewegung ihre Richtung wieder gerade auf diese hat. Dem Winde entgegen
reiten. Dem Strome entgegen schiffen. Die Ägypter flohen dem Strome
entgegen, Mos. 14, 27. Dem Flusse [
1821-1822] entgegen
fahren. Der Wind ist uns entgegen, oder gehet uns entgegen. Besonders, so fern
es zur Bewillkommnung, zur Verkürzung des Weges u. s. f. geschiehet. Einem
entgegen gehen, fahren, reiten, schiffen, kommen, ziehen, laufen. Die halbe
Stadt kam ihm frohlockend entgegen. Jemanden etwas entgegen bringen. Ingleichen
figürlich. Dem Tode, der Gefahr herzhaft entgegen gehen. Eines Ankunft
froh entgegen sehen. Glücklich ist der, der dem Tode getrost entgegen
sehen kann. In der dichterischen höhern Schreibart auch mit andern Verbis.
Einem entgegen segnen, Klopst. Kaum lachet uns die Welt entgegen, Gell. Die
Fächer rauschen ihm Beyfall entgegen, ebend. 2) In weiterer Bedeutung
zuweilen auch, wenn der Körper, auf welchen die Bewegung gerichtet wird,
in Ruhe ist. Die Hölle zitterte vor dir, da du ihr entgegen kamest, Es.
14, 19; welcher Gebrauch aber im Hochdeutschen veraltet ist. 3) Auch mit
solchen Zeitwörtern, welche keine Bewegung ausdrucken, und alsdann
bedeutet die Partikel so viel als gegen über. England liegt Frankreich
entgegen. Dem Kranken entgegen sitzen. Ingagon der halpo, gegen über, in
den Monseeischen Glossen. Dieser Gebrauch ist noch im Oberdeutschen
üblich, im Hochdeutschen aber gänzlich veraltet. 4) Besonders mit dem
Nebenbegriffe der Hinderniß, des Widerstandes, u. s. f. Dem Strome einen
Damm entgegen setzen. Ingleichen figürlich, eine entgegen gesetzte
Bewegung, die das Gegentheil von der andern ist. So auch entgegen gesetzte
Begriffe, Neigungen u. s. f. Neue Hindernisse setzen sich unsern Wünschen
entgegen, Gell. Was seiner eingebildeten Glückseligkeit entgegen stehet,
Dusch. Sehr häufig gebraucht man es mit dem Worte seyn im figürlichen
Verstande, für zuwider. Einem entgegen seyn, sein Vorhaben zu hindern
suchen. Ich will dir darin gar nicht entgegen seyn. Er ist mir in allen
Stücken entgegen. Die Sache ist mir nicht entgegen; mißfällt mir
nicht, ist mir nicht zuwider. Mit andern Verbis wird es im Hochdeutschen nicht
gern gebraucht. Daher die Ausdrücke, die Israeliten wandelten Gott
entgegen; 3 Mos. 26, 21; Gott wandelte den Israeliten entgegen, V. 28,
ungewöhnlich sind. Doch sagt man noch, eines Befehl entgegen handeln.
Für das einfache wider oder gegen gebraucht man es nur in Oberdeutschland,
ob man gleich auch in Hochdeutschen Gerichten oft höret, Caius entgegen
Sempronius, und es auch noch Col. 2, 14 heißt: die Handschrift, welche
wider uns war - und uns entgegen war.Anm. Bey dem Ottfried lautet dieses Wort
getheilet in gegini, in gegin, bey dem Notker ingagane, und in den folgenden
Jahrhunderten entgegen. Ent ist hier ohne Zweifel das Vorwort in, gegen aber
nicht so wohl das Vorwort, als vielmehr das Hauptwort Gegend; welches ehedem
nur Gegene und Gegen lautete. Ehedem wurde es auch mit der vierten Endung
für das einfache gegen gebraucht, eine Richtung nach einem Gegenstande
auszudrucken. Min minna engegen dich, meine Liebe gegen dich, Willer. Im
Oberdeutschen ist diese Partikel über dieß noch theils für
zugegen, theils aber auch für hingegen gangbar. [
1823-1824]