Entfremden
, verb. reg. act. 1) Entfernen, eine im Hochdeutschen veraltete
Bedeutung. Sie sind entfremdet von dem Leben, das aus Gott ist, 1 Tim. 5, 6.
Und meine Bekannten werden von mir entfremdet, Hiob 19, 13, nach der
Michaelischen Übersetzung. Bey den Schwäb. Dichtern kommt das
einfache fremden in diesem Verstande so wohl active, als auch ein Neutrum
für meiden, entfernet seyn, vor. Es tuot ir froemden mir so we, Rudolph
von Rothenburg. Sin froemden tuot mir den tot, Reinmar der Alte. Das ich si
froemde, ebend. 2) Entziehen. Das si di guote enpfremde mir ir steten minne,
Friedr. von Husen. Im Hochdeutschen gebraucht man es nur noch für
entwenden, als einen gemilderten Ausdruck für das härtere stehlen.
Einem etwas entfremden. Die Sache ist mir entfremdet worden. Aber, ich bin der
Kleider entfremdet worden, für beraubt, wie es bey Hans Sachs heißt,
ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. So auch die Entfremdung.Anm. In dem
ersten Verstande erhält dieses Wort noch die ursprüngliche Bedeutung
des Wortes fremd, nach der es so viel als fern ist, von welchem Worte es auch
abstammet.
S. Fremd. [
1821-1822]