Fremd
Fremd,
[
275-276] -er, -este, adj. et adv. 1. *
Eigentlich, entfernt, fern, in welcher nunmehr veralteten Bedeutung es noch
Ephes. 2, 14 vorkommt: daß ihr zu derselben Zeit waret - fremde von den
Testamenten der Verheißung. Zu den Zeiten der Schwäbischen Dichter waren dir
Froemde für Abwesenheit, und froemden, vermeiden, sich entfernen, entbehren,
sehr bekannt.
S. Entfremden. 2. Figürlich. 1) Ausländisch, nicht aus
unserm Lande. Fremde Völker, Länder, Städte. Fremder Wein, fremde Tücher,
fremde Waaren. Ein Fremder, der nicht aus unserm Lande ist. 2) Nicht aus unserm
Orte. So werden an vielen Orten die Fremden, oder, wie man sie auch im
Oberdeutschen nennet, die Ausleute, den Bürgern und Einheimischen entgegen
gesetzet. 3) Nicht zu unserer Zunft, Innung, Gesellschaft u. s. f. gehörig; in
welchem Verstande dieses Wort gleichfalls sehr häufig ist. 4) Nicht zu unserm
Hause gehörig. Fremde Kinder. Fremdes Gesinde. Ein fremder Hund. Personen,
welche zum Besuche kommen, werden in Niedersachsen Fremde genannt. 5) Nicht uns
gehörig. Fremdes Gut. Fremdes Brot schmeckt am besten. In fremde Hände kommen.
In ein fremdes Amt greifen. Fremde Haare tragen. 6) Was uns nicht angehet,
nicht zur Sache gehörig. Sich in fremde Händel mischen. Fremdes Licht, bey den
Mahlern, welches noch von dem Hauptlichte verschieden ist. 7) Unbekannt. Fremde
Thiere. Eine fremde Sprache. Das ist mir ganz fremd. Ich bin fremd worden
meinen Brüdern, Ps. 69, 9. Er stellet sich sehr fremd, sehr unbekannt mit
dieser Sache. Ein Fremder, oder ein fremder Mensch, im gemeinen Leben auch ein
Fremder, oder jemand Fremdes. Wenn es jemand Fremdes ist, so sagen sie, ich bin
nicht zu Hause, Weiße. Das kommt mir sehr fremd vor. Ich machte meinem Herzen
alle andere Empfindungen fremd. 8) Ungewöhnlich, seltsam, wie das Griech.
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hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und Französ. etrange.
Sich fremd kleiden. Ich glaube, daß sie sich dergleichen fremden Antrag
niemahls vermuthet haben, Gell.
S. Befremden. Anm. Fremd, bey dem Kero, Ottfried und
Notker fremid, fremed, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem
Schilter vremethe, im Angels. fremd, im Dän. fremmed, im Schwed. fraemmande,
kommt von der im Hochdeutschen veralteten Partikel fram, weg, aus, fern, her,
welche noch im Engl. from üblich ist. [
277-278]