Entbehren
, verb. reg. act. etwas nicht haben, Mangel daran leiden, in
Beziehung auf die Art und Weise, wie man denselben erträgt, so wohl mit
der zweyten, als mit der vierten Endung der Sache. Die Luft, welcher sie doch
nicht entbehren konnten, Weish. 17, 9. Man kann ihrer in der Stadt nicht
entbehren, Sir. 38, 36. Ich will diese Sache gerne entbehren, sie nicht haben.
Entbehret Damis ja gewisse Freuden, so entbehret er sie weil er sie nicht
bedarf, Gell. Seltener absolute und ohne Beziehung auf die Art und Weise, wie
man das nicht haben erträgt. Die Gelassenheit zieht ihre Stärke aus
dem Bewußtseyn höherer Güter, als die sind, die wie entbehren,
Gell. Die Pflanzstadt ungeborner Söhne, die deiner milden Kunst entbehret,
Raml.Anm. Bey dem Ottfried, Notker und den spätern Schriftstellern lautet
dieses Wort inberan, inberen, enpern, emperen, umberen, embearen, im
Holländ, ontberen, im Dän. undväre, im Schwed. ombaera. Mit der
vierten Endung kommt es schon bey der Winsbeckin vor:
Wil es diu minne niht entbern.
Die letzte Hälfte ist vermuthlich das alte Zeitwort
baren, beren, tragen, welches unter andern auch thun, wirken, bringen
bedeutete. Davon kommen die Zusammensetzungen verbaren, verwirken, urbaren,
genießen, und dessen Gegensatz entbaren oder entbehren, ermangeln.
S. 1 Bar. Im Oberdeutschen bedeutet sich entbehren, auch
sich verstecken.
S. Bahre. [
1815-1816]