Das Ende
, des -s, plur. ut nom. sing. und die -en, das Letzte, so wohl
dem Orte, als der Zahl, ingleichen der Zeit und Dauer noch.1. Dem Orte oder
körperlichen Raume nach. 1) Eigentlich, das Letzte in der Länge eines
körperlichen Dinges. Das Ende eines Tisches. Der Stein liegt ganz am Ende
des Ackers. Am Ende des Dorfes wohnen. Am Ende des Grabens, des Gartens, der
Wiese u. s. f. 2) Das Letzte in der Ausdehnung eines Körpers nach allen
Seiten. Hier hat der Wald ein Ende Von einem Ende der Stadt bis zum andern
gehen. Er wohnet fast am Ende der Welt, im letzten, äußersten Raume.
Die Stadt wurde an drey Enden (Seiten) bestürmet. Etwas an dem rechten
Ende angreifen. Er siehet die Enden der Erden, Hiob 28, 24. 3) Die Grenze eines
Landes, und in weiterer Bedeutung, eine Gegend, ein Land, ein Ort selbst, am
häufigsten im gemeinen Leben. Die Sache ist in allen Ecken [
1803-1804] und Enden bekannt. Das Volk aus allen Enden, 2 Mos. 19, 4.
Gott thut große Dinge an allen Enden, Sir. 50, 24. Von allen Enden kommen,
Marc. 1, 45.
Sey Herrscher aller Enden, So weit es Volk von deinen Feinden
hat, Opitz. Ps. 110.
Der Enden, für daselbst, in den dortigen Gegenden, ist
Oberdeutsch. Schon bey dem Tatian heißt es: In then entin Zabulon, in den
Grenzen oder Gegenden Sabulon. Auf ähnliche Art bedeutet nicht allein das
Latein. Finis, sondern auch das Deutsche Ort, nicht nur das Äußerste
eines Dinges, sondern auch die Grenze, eine Gegend selbst, locum. 4) Das
gewöhnliche oder gehörige Ende eines Dinges, der Beschluß; ohne
Plural. In diesem Verstande sagt man von einem Buche, daß es kein Ende
habe, wenn dessen Beschluß, oder dasjenige fehlet, was eigentlich dessen
Ende ausmachen sollte. 5) Ein kleines Stück eines länglichen
Körpers. So nennet man im gemeinen Leben einen kurzen Überrest eines
Dinges oft ein Ende, und im Diminutivo ein Endchen. Ein Ende Strick. Ein
Endchen Licht. Die Weingärtner nennen jede Ruthe oder jeden Zweig, den der
Weinstock an seinen Stein heraus treibt, ein Ende, und bey den Jägern
heißt der kurze Schwanz des Hirsches oft das Ende oder der Sturz. Noch
häufiger werden bey ihnen die Zacken an den Stangen des Rothhirsches, an
den Schaufeln des Tannhirsches, und an dem Gehörne des Rehbockes Enden
genannt. Den Hirsch nach seinen Enden ansprechen, dessen Größe und
Stärke nach der Zahl dieser Zacken bestimmen. Ein Hirsch von zwölf
Enden, der an jeder Stange sechs Enden hat. Ein Hirsch von vierzehn falschen
Enden, wenn er an einer Stange sieben, an der andern aber nur sechs Enden
hat.2. Der Zahl nach; ohne Plural. Und des Volkes war kein Ende, Pred. 11, 16.
Die Leute wolle kein Ende nehmen.
S. Unendlich.3. Der Zeit nach, das Letzte in der Zeit
und Dauer einer Sache; ohne Plural. 1) Eigentlich. Das Ende des Jahres, des
Frühlinges, eines Monathes, einer Woche, einer Rede, einer Lust u. s. f.
Das Ende der Welt, wenn sie, wenigstens ihrer gegenwärtigen
Zusammensetzung nach aufhören wird. Warum beklagest du ihn ohne Ende? ohne
Aufhören. Das Ende meines Lebens ist da. Die Rede war so lang, daß
man das Ende nicht absehen konnte. Die Oper, die Komödie, die Predigt, das
Lied ist zu Ende. Das Spiel, die Lust hat ein Ende. Die Feyertage haben ein
Ende, sind zu Ende, haben aufgehöret. Das Morden hat kein Ende. Zum Ende
eilen, zum Beschlusse einer Sache eilen. Eine Schraube ohne Ende, deren
schraubenförmige Bewegung unaufhörlich fortdauern kann. Es wird
dieses Wort so wohl in der Sprache des täglichen Umganges, als in der
anständigern Schreibart mit manchen Zeitwörtern auf eine sonst
ungewöhnliche Art verbunden, wovon die vornehmsten Arten des Ausdruckes
etwa folgende seyn möchten. Einer Sache, einem Streite, einer Lust ein
Ende machen, machen, daß sie aufhöret, mit dem Nebenbegriffe einiger
Gewaltsamkeit. Mach meiner Furcht ein Ende, Less. Machen sie dem Dinge ein
Ende, wenn wir Freunde bleiben sollen, Weiße. Es gehet zu Ende, die Sache
wird bald aufhören. Es gehet damit zu Ende. Ein Ende nehmen,
aufhören. Es will gar kein Ende nehmen. Die Sache hat ein trauriges Ende
genommen. Es wird noch mit ihm, (mit seinem Wohlstande, ingleichen mit seinem
Leben,) ein betrübtes Ende nehmen. Was hat das Spiel für ein Ende
genommen? Seines Arbeitens ist kein Ende, Pred. 4, 8. Wenn wirds einmahl ein
Ende werden? Sonst wird des Briefschreibens kein Ende werden. Mit solchen
Leuten ist des Redens immerkein Ende. Es wird ja des Finstern etwa ein Ende,
Hiob, 23, 3. Doch gehören die letztern Redensarten mit den
Zeitwörtern seyn und werden nur in die vertrauliche Sprache des Umganges.
Am Ende, stehet häufig als ein Nebenwort für endlich, oder nach einer
genauern Untersuchung. Er wird es am Ende doch erfahren. Am Ende habe ich mich
betrogen. Am Ende ist es noch die Frage, ob sie jemahls eine Gemahlinn gehabt
haben, Weiße. 2) Das gehörige Ende einer Sache. Etwas zu Ende
bringen, es vollbringen, zu Stande bringen, welches mehr sagt, als einer Sache
ein Ende machen. Er bringt keine Arbeit zu Ende. Ich kann mit ihm nicht zu Ende
kommen, nicht zur Berichtigung der Sache. 3) Die Art und Weise des Endes, d. i.
des Ausganges einer Sache. Das Ende des Krieges ist ungewiß. 4) Das Ende
des menschlichen Lebens, der Tod. Er behauptete es bis an sein Ende. Ein
seliges Ende. Ich war bey dem Ende meines Freundes gegenwärtig. Mein Ende
werde wie dieser Ende, 4 Mos. 23. Ein erschreckliches Ende nehmen, eines
schrecklichen Todes sterben. Ein Pleonasmus ist es, wenn dem Hauptworte
zuweilen das Beywort legt beygefüget wird. Bis an sein letztes Ende.4.
Figürlich bedeutet dieses Wort auch zuweilen den Endzweck, nach dem Muster
des Lateinischen Finis; gleichfalls ohne Plural, und nur mit dem Vorworte zu.
Zu was für einem Ende? Ich habe es zu dem Ende gesagt, daß er es
wieder erfahren soll. Des Ends, für zu dem Ende, ist Oberdeutsch, so wie
die Formeln, Endes gesetzter, Endes genannter, Endes unterschriebener, der am
Ende der Schrift gesetzte, genannte oder unterschriebene.Anm. Bey dem Kero und
Ottfried lautet dieses Wort Enti, in Oberschwaben Änta, bey dem Ulphilas
Andei, im Schwed. Aenda, im Isländ. Dän. und Nieders. Ende, im Engl.
und Angels. End. Raban Maurus und Ottfried nennen auch die Stirn Eindo, Andin,
Enti, vermuthlich weil sie der äußerste Theil des menschlichen
Körpers ist. Im Epirotischen bedeutet Vend so wohl das Ende, als einen
Ort, eine Gegend,
S. Wenden. Wachter leitet dieses Wort von dem alten
Alemannischen anen, berauben, her, (
S. Ohne,) Frisch aber von dem Vorworte an. Beyde
Ableitungen sind gezwungen und unsicher; daher man besser thut, wenn man sich
bey einem so alten Worte, welches seit mehr als tausend Jahren keine merkliche
Veränderung erlitten hat, mit dem Ihre aller Ableitungen enthält. Im
Plural lautet dieses Wort so wohl Ende, als Enden; doch ist das letztere im
Hochdeutschen üblicher, besonders von dem Letzten an oder von einem
körperlichen Dinge. [
1805-1806]