Elend
, -er, -este, adj. et adv. welches zu dem vorigen Hauptworte
gehöret, aber doch in einigen Bedeutungen gebraucht wird, in welchen jenes
nicht mehr üblich ist. 1) In einem hohen Grade schlecht, seiner Bestimmung
und der Vollkommenheit in einem hohen Grade nicht gemäß. Das ist sehr
elendes Brot. Ein elender Wein. Eine elende Herberge. Ein elendes Gedicht. Ein
elender Schriftsteller, der nichts als sehr schlechte Sachen schreibet. Elende
Entschuldigungen, Ausflüchte. Elende Arbeit machen. Ein elender Trost.
Mein Herz wird das Opfer eines elenden Staats-Interesse, Less. Ein Elender, ein
nichtswürdiger, lasterhafter Mensch. 2) Sehr arm, armselig. Ein armer
elender Mensch. Ein elender Zustand. Er muß sich sehr elend behelfen.
Elend leben. Es gehet ihm sehr elend. Der Glücklichste, heute noch der
Glücklichste, und morgen schon ein Elender, Sonnenf. 3) Armselig und
verächtlich. Eine elende Hantierung. Ein elendes Leben führen. 4)
Gebrechlich. Ein alter elender Mann. Ein lahmer elender Mensch. 5) Ungesund,
mager, im gemeinen Leben. Er siehet sehr elend aus. Er ist sehr elend geworden.
6) Große Schmerzen, vielen Verdruß, vielen Kummer empfindend, sehr
unglücklich, Mitleiden verdienend. Ein elendes Leben führen. Er
mußte elend sterben. Der Kranke liegt elend danieder. Sie ist elend, weil
sie ihre Schande fühlt, Sonnenf. Ingleichen, was diese Empfindungen
erwecket. Ein elender Anblick. Elende kümmerliche Zeiten.Anm. Das Beywort
ellend, miser, findet sich zuerst in dem alten Gedichte auf den heil. Anno.
S. das vorige Hauptwort. In den meisten Bedeutungen hat
dieses Wort einen verächtlichen Nebenbegriff, daher es oft nicht ohne
Verletzung des Wohlstandes gebraucht werden kann. Elendig und elendiglich,
für elend, gehören unter die veralteten Formen, die in den guten
Sprecharten nicht mehr gebraucht werden. Das Osnabrückische elendig
für sehr, elendig gern, elendig schön, elendig häßlich, u.
s. f. gehöret allem Ansehen nach nicht hierher, sondern zu dem veralteten
Worte Ellen, Stärke, und ellend sehr,
S. Elle. [
1791-1792]