Das Elend
, des -es, plur. inus. ein fremdes Land, so fern der Aufenthalt
in demselben als eine Strafe, oder als eine Widerwärtigkeit angesehen
wird, exilium; ein größten Theils veraltetes Wort, welches nur noch
in den Redensarten vorkommt, jemanden in das Elend verweisen, ins Elend gehen,
im Elende leben, das Elend bauen, d. i. als ein Fremdling in einem fremden
Lande wohnen,
S. 1 Bauen u. s. f. Und wie er viele Leute aus ihrem
Vaterlande vertrieben hatte, so mußte er auch selbst im Elende sterben zu
Lacedämon, 2 Macc. 5, 9. Sie sind neulich wieder kommen aus dem Elende
darin sie waren, Jud. 5, 21.Anm. Ehedem war dieses Wort in der jetzt gedachten
Bedeutung üblicher, als es jetzt ist. Du mußt denken, daß
nirgend kein Elend, sondern wo du hinkommst, daß du überall daheim
seyst, Kaisersb. Es bedeutet aber nicht bloß ein fremdes Land und den
Aufenthalt in demselben, sondern auch einen Vertriebenen, exulem, einen
Fremdling: ja es waren auch das Beywort, elend, fremd, das Zeitwort ellenden,
ein Fremdling seyn, sich ellenden, sich entfernen, nebst vielen andern
Zusammensetzungen und Ableitungen üblich. Den schon von Frischen
angeführten Beyspielen können noch folgende beygefüget werden.
Ich war froidebere, Sorge was ellende (fremd) in minem herzen, Gottfr. von
Nisen. Mir seit ein ellender bilgerin, mir sagte ein fremder Pilgrim, Rudolph
von Rothenburg. O we, was eren sich ellendet (sich entfernet) von tiutschen
landen! Walther von der Vogelweide. Muos sich min lip von ir elenden,
(entfernen,) Friedr. von Hufen. Daher wird eine Herberge für fremde,
ausländische Personen in den vorigen Jahrhunderten sehr häufig eine
Elend-Herberge genannt. Was die Abstammung dieses Wortes betrifft, so ist
dessen erste Hälfte leicht zu bestimmen. Es ist das alte el, fremd, ander,
welches schon in dem Latein. alius und Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - zum Grunde lieget, und noch in
der Niedersächsischen und einigen verwandten Mundarten, wenigstens in
Zusammensetzungen angetroffen wird. Dahingehören das mittlere Latein.
albanus, albanagium, das Goth. aljath, anders wohin, das Engl. else, sonst, das
Nieders. elaat, welches so viel als das Hochdeutsche albern bedeutet, das
gleichfalls Nieders. eeldanken, an fremde Sachen denken, das Schwed.
elidheodig, ein Fremder, das Angels. eltheedig, ein Proselyt, das Oberdeutsche
Ellentuom, Gefangenschaft in einem fremden Lande, welches bey dem Notker und in
den Monseeischen Glossen vorkommt, das alte Elirater, ein Ausländer,
Barbarus, bey dem Raban Maurus, und Eilporo, ein Fremder, in Boxhorns Glossen.
In manchen großen Städten, z. B. zu Augsburg, findet man eine
Straße, welche das Elend genannt wird; vielleicht weil sie zum Aufenthalte
der Fremden bestimmt war. Die letzte Hälfte des Wortes Elend ist, dem
Wachter zu Folge, das Deutsche Wort Land, welche Muthmaßung dadurch
wahrscheinlich wird, daß dieses Wort bey dem Ottfried beständig
Elilent lautet.
S. auch das folgende.3. [
1789-1790]