Einreißen
, verb. irreg. neutr. welches wie das vorige conjugiret wird,
und das Hülfswort seyn erfordert, Beyfall gewinnen, in Gebrauch kommen,
sich ausbreiten, von Dingen, welche als ein Übel angesehen werden. Bey der
jetzigen Jahrszeit reißen allerley ansteckende Krankheiten ein. Es sind
verschiedene böse Gewohnheiten bey euch eingerissen. Bey diesen
Umständen müssen die Laster und Untugenden immer weiter
einreißen. Damit das Übel nicht weiter einreiße. Anm. Der
biblische Ausdruck, Apostg. 4, 17: auf daß es (das Wunder) nicht weiter
einreiße unter das Volk, d. i. bekannter werde, sich ausbreite, ist im
Hochdeutschen ungewöhnlich, ob er gleich der eigentlichen Bedeutung dieses
Wortes völlig gemäß ist.Denn es ist alle Wahrscheinlichkeit
vorhanden, daß reißen in dieser Zusammensetzung ein von reißen,
rumpere und rumpi, ganz verschiedenes Zeitwort ist, welches allem Ansehen nach
zu reisen und reiten gehöret, und eine schnelle Bewegung in einen Ort
ausdruckt, in welcher Bedeutung auch ausreißen für entfliehen
gebraucht wird.
S. Reisen und Reißen 2. Einreißen lautet in
dieser Bedeutung im Niedersächsischen inriten, und im Schwed.
inrita. [
1729-1730]