Eingehen
, verb. irreg. neutr. (
S. Gehen,) welches das Hülfswort seyn erfordert. 1.
Hinein gehen. 1) Eigentlich, vermittelst der Füße, in welchem
Verstande es im Oberdeutschen noch häufig ist. Daher die biblischen
Ausdrücke, zu jemanden eingehen, zum Thore eingehen, zur rechten Thür
eingehen, durch die enge Pforte zum Leben eingehen u. s. f. Da Jesus einging zu
Kapernaum, Matth. 8, 5. Darum sind sie unter die Schatten meines Daches
eingegangen, 1 Mos. 19, 8. Da Noah zu der Arche einging. Im Hochdeutschen ist
diese Art zu reden veraltet, und man gebraucht dafür entweder hinein
gehen, oder das einfache gehen mit dem Vorworte in, oder auch andere
Zeitwörter. Doch sagt man noch im gemeinen Leben, bey jemanden aus- und
eingehen, zu seinen Bekannten gehören, sein Haus fleißig besuchen. 2)
Figürlich. (a) Hinein gebracht, hinein gethan werden, in einigen
Fällen. Eingehende Waaren, die in ein Land hinein gebracht werden, im
Gegensatze der ausgehenden. Der Degen gehet schwer aus und ein, schwer aus der
Scheide und in dieselbe. Was zum Munde eingehet, verunreiniget den Menschen
nicht. Es sind noch keine Briefe, keine Nachrichten eingegangen; angekommen. Es
gehet bey ihm zu einem Ohre ein, (besser hinein,) zu dem andern wieder
her- [
1701-1702] aus. (b) Nach einer noch weitern Figur,
begriffen werden, in der vertraulichen Sprechart. Die Sprachen gehen ihm hart
ein, gehen ihm schwer in den Kopf, werden ihm schwer zu erlernen. Dieser Punct
ging ihm sehr schwer ein, er war schwer dazu zu bewegen. Geht es gleich sauer
ein, Opitz. Ingleichen, (c) bewilligen, seinen Willen zu etwas geben. Wir
gingen die Wette ein, wir ließen uns die Wette gefallen. Das gehe ich
niemahls ein. Aber ich werde den Vorschlag nicht eingehen. (d) In die Casse
geliefert werden, von ausstehenden Geldsummen; eine Unterart der ersten
figürlichen Bedeutung. Es gehet gar kein Geld ein, nehmlich in die Casse.
Es gehet nichts ein. Die Schulden wollen nicht eingehen. So bald die
Gefälle eingehen werden.
S. Einkommen. (e) In etwas eingehen, in dem Kanzel- und
Kathederstyl, es untersuchen, sich dabey aufhalten. Ohne in die Hauptsache
einzugehen.2. Einwärts gehen, in verschiedenen figürlichen
Bedeutungen. 1) Ein eingehender Winkel, angle rentrant, der von der Peripherie
nach dem Mittelpuncte zu gehet, aber doch lieber ein einwärts gehender
genannt wird. 2) Sich zusammen ziehen, im gemeinen Leben. Das Tuch gehet ein,
wenn es naß wird. Es ist um eine halbe Elle eingegangen.
S. Einkriechen. 3) Nach und nach einfallen, von
Gebäuden. Das Haus gehet ganz ein. Er läßt die Mauer ganz
eingehen. Nach einer noch weitern Figur, nach und nach aufhören, im
gemeinen Leben. Ich will den Garten eingehen lassen. Seine Handlung gehet ganz
ein. Es sind viele Bäume in der letzten Kälte eingegangen; wofür
doch ausgehen üblicher ist. Seine Wirthschaft gehet ganz ein. Der
Seidenbau ist in dieser Gegend längst eingegangen. Aber:
Dein Gedächtniß bleibt, o Gott, Und gehet ewiglich
nicht ein,
wie Opitz Ps. 135, singt, ist für die edle Schreibart zu
niedrig. Ingleichen, für einstellen, unterlassen. Sie läßt drey
bis vier Stunden von ihrer Andacht eingehen. Wir wollen die Bethstunde
dieß Mahl eingehen lassen.Anm. Das Verbale die Eingehung ist, wie bey den
meisten Neutris, ungewöhnlich. Statt dessen ist Eingang üblich, doch
nur so fern eingehen für hinein gehen gebraucht wird. Schon Kero gebraucht
inkan und Ottfried ingan für hinein gehen. [
1703-1704]