Die Einfalt
, plur. car. 1. * Die einfache Beschaffenheit eines
Körpers, im Gegensatze des Doppelten, Dreyfachen u. s. f. in welcher
eigentlichen Bedeutung aber dieses Wort völlig veraltet ist.
S. Falte und Einfältig. 2. Figürlich. 1) In
den Werken der Kunst und des Witzes ist die Einfalt dem Gekünstelten
entgegen gesetzet, und bestehet in der Eigenschaft einer Vorstellung, da sie
gerade eben dieselben und nicht mehr Empfindungen erreget, als der Urheber hat
erregen wollen. In den Gemählden des Raphael herrscht Würde und edle
Einfalt. Die edle Einfalt der Schreibart, wenn die Sache mit wenig Worten und
in gewöhnlichen, aber doch edlen Ausdrücken vorgetragen wird, im
Gegensatze des Gekünstelten, Schwulstes, u. s. f. 2) In der
Sitten- [
1695-1696] lehre, da die Einfalt ein Prädicat
der menschlichen Seele ist, und ihren Sitz bald in dem Verstande, bald aber im
Willen, oft auch, obgleich nicht alle Mahl, in beyden zugleich hat. (a) In
Ansehung des Verstandes, bezeichnet sie einen Mangel desselben, es mag nun
derselbe aus einem natürlichen Unvermögen, oder aus Unwissenheit und
Ungeschicklichkeit herrühren. In beyden Fällen bringt dieses
Prädicat demjenigen, von welchem es gesagt wird, wenig Ehre. Er hat es aus
Einfalt gethan. Der Mensch besitzt eine unglaubliche Einfalt. Er ist die
Einfalt selbst. Zuweilen bezeichnet es auch ein bloßes Nichtwissen in
einzelnen Fällen. Sie gingen in ihrer Einfalt und wußten nichts um
die Sache, 1 Sam. 15, 11. (b) In Ansehung des Willens ist die Einfalt so viel
als Gleichförmigkeit des Verhaltens, d. i. die Fertigkeit, in allen
Fällen nach einerley einfachen Grundsätzen zu handeln. Ehedem wurde
die Einfalt auch der Arglist entgegen gesetzet, und war alsdann mit Redlichkeit
einerley. Sie bestehet alsdann in der Abneigung, seine Einsichten zum Schaden
anderer anzuwenden; es mag nun diese Abneigung auf einen natürlichen
Mangel an Einsichten oder auf Entschließung gegründet seyn. In diesem
Verstande ist es im Hochdeutschen veraltet, obgleich Einfältigkeit in
diesem Sinne in der Deutschen Bibel noch sehr oft vorkommt. In
Einfältigkeit wandeln, 2 Cor. 1, 12. Reichlich in aller Einfältigkeit
geben, Kap. 7, 12. Reich seyn mit aller Einfältigkeit, Kap. 9, 11. Die
Einfältigkeit des Herzens, Ephes. 6, 5.
S. Einfältig. [
1697-1698]